Autor: O K

  • Altersvorsorge für Frauen: Früh starten, Rentenlücke schließen

    Altersvorsorge für Frauen: Früh starten, Rentenlücke schließen

    Themen in diesem Artikel:

    • Rentenlücke bei Frauen: Teilzeitarbeit und Gehaltsgefälle führen zu durchschnittlich 25 Prozent weniger Vermögen und höherem Altersarmutsrisiko bei Frauen.
    • Früher Start zahlt sich aus: Bereits ab dem ersten Gehalt sollten kleine Beträge gespart werden, um vom Zinseszinseffekt maximal zu profitieren.
    • Passende Sparformen wählen: Fondssparen, Riester-Rente, betriebliche Altersvorsorge und Immobilien bieten bessere Renditen als klassische Sparkonten.
    • Partnerschaftliche Absicherung: Rentenausgleich in Ehe- oder Partnerschaftsverträgen schützt bei Trennung vor finanziellen Nachteilen durch Teilzeit und Familienarbeit.

    Welche Kreditkarte passt zu dir?

    Altersvorsorge für Frauen: Darauf kommt es an

    Frauen sind im Alter deutlich stärker von Altersarmut bedroht als Männer – eine Tatsache, die direkt mit Teilzeitarbeit, Gehaltsgefälle und familienbedingten Berufspausen zusammenhängt. Die gute Nachricht: Mit der richtigen Strategie und einem frühen Start lässt sich diese Rentenlücke erheblich verringern. Der Schlüssel liegt in einer durchdachten privaten Altersvorsorge, die das geringere Einkommen während des Berufslebens ausgleicht und dir im Alter finanzielle Sicherheit bietet.

    Weniger Vermögen und kleinere Rente: Die finanzielle Realität für Frauen

    Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit, legen für die Kindererziehung öfter berufliche Pausen ein und verdienen selbst in vergleichbaren Jobsituationen teils weniger Geld als Männer. Diese Faktoren summieren sich über ein Arbeitsleben hinweg zu erheblichen finanziellen Nachteilen. Was an Kindererziehungs- oder Pflegezeiten bei der Rente berücksichtigt wird, gleicht nicht aus, was ein durchgehender Vollzeitjob zur Altersvorsorge beiträgt.

    Das Ergebnis: Frauen bekommen im Durchschnitt geringere Altersbezüge als Männer und sind damit deutlich stärker gefährdet, unter Altersarmut zu leiden. Im Jahr 2021 hatten 4,9 Millionen Senior:innen, also 27,8 Prozent aller Rentner:innen, ein monatliches Nettoeinkommen von weniger als 1.000 Euro. Der Anteil der betroffenen Frauen war dabei mit 38,2 Prozent deutlich höher als der Anteil der Männer, deren Anteil bei 14,7 Prozent lag.

    📌 Gut zu wissen

    Die Vermögenslücke zwischen Männern und Frauen beträgt im Durchschnitt 25 Prozent. Das bedeutet: Frauen sammeln bis zum Ruhestand ein Viertel weniger Vermögen an als ihre männlichen Kollegen. Diese Lücke entsteht nicht nur durch geringere Gehälter, sondern auch durch weniger Sparfähigkeit während Teilzeit- und Familienphasen.

    Auf die Gesamtheit aller Arbeitnehmer:innen bezogen schneiden Frauen finanziell deutlich schlechter ab: Sie sammeln bis zum Ruhestand im Schnitt rund ein Viertel weniger Vermögen an als ihre männlichen Kollegen. Diese Vermögenslücke hat direkte Auswirkungen auf die Lebensqualität im Alter und macht eine zusätzliche private Vorsorge unverzichtbar.

    Möglichst früh mit privater Altersvorsorge beginnen

    Für Frauen ist es in den meisten Fällen daher noch wichtiger als für Männer, sich so früh wie möglich um eine zusätzliche Altersvorsorge zu kümmern, die einen finanziellen Beitrag zu den Ansprüchen aus der gesetzlichen Rentenversicherung sichert. Der Zeitfaktor spielt dabei eine entscheidende Rolle, denn je früher du anfängst, desto mehr Zeit hat dein Geld, für dich zu arbeiten.

    Bereits vom ersten Gehalt sollten kleinere Beträge abgezweigt werden. Du musst nicht mit großen Summen starten – Sparpläne in verschiedenen Formen gibt es bereits ab monatlichen Beiträgen von 25 bis 50 Euro. Vor allem in Zeiten steigender Zinsen hilft zudem der Zinseszinseffekt enorm, Kapital anzusparen. Dieser Effekt wirkt umso stärker, je mehr Zeit er hat. Selbst kleine, regelmäßige Beiträge können sich über Jahrzehnte zu einem beachtlichen Vermögen entwickeln.

    💡 Tipp

    Richte einen Dauerauftrag direkt nach Gehaltseingang ein. Wenn das Geld automatisch für die Altersvorsorge abgebucht wird, bevor du es ausgeben kannst, fällt das Sparen viel leichter. Beginne mit einem Betrag, der dich nicht einschränkt – selbst 25 Euro monatlich sind ein guter Start. Erhöhe die Sparrate bei jeder Gehaltserhöhung um die Hälfte der Erhöhung.

    Kostenlose Altersvorsorgeberatung

    Die Möglichkeiten der Altersvorsorge sind derart komplex, dass eine Beratung in der Regel sinnvoll ist. So gibt es an vielen Orten in Deutschland eine kostenlose Altersvorsorgeberatung der deutschen Rentenversicherung. Zudem kannst du bei deiner Bank oder bei seriösen, unabhängigen Finanzberater:innen gute Hinweise und Tipps zur Altersvorsorge bekommen.

    Die passende Sparform finden: Mehr als nur das Sparkonto

    Das Sparkonto ist trotz geringer Zinsen im Jahr 2022 noch eine beliebte Form, überschüssiges Geld zu verwahren. Doch auf diese Weise verschenken Verbraucher:innen viel Potenzial. Investitionen in Aktienfonds oder staatlich geförderte Rentenprodukte sind in der Regel renditestärker und bieten dir bessere Chancen, eine solide finanzielle Basis für das Alter aufzubauen.

    Fondssparen mit ETFs

    Fondssparen mit ETFs ist eine bewährte Form der Altersvorsorge, bei der jeden Monat ein bestimmter Betrag in einen Aktienfonds wandert. Die Stiftung Warentest empfiehlt etwa ETFs auf den MSCI World. Diese Fonds sind günstig und die Investition verteilt sich auf eine Vielzahl von Unternehmen aus unterschiedlichen Ländern und Branchen. Das minimiert das Verlustrisiko und ermöglicht dir gleichzeitig, von der langfristigen Entwicklung der globalen Wirtschaft zu profitieren.

    Altersvorsorge mit Auszahlplan

    Bei der Altersvorsorge mit Auszahlplan wird das angesparte Vermögen gewinnbringend angelegt und später in regelmäßigen Beträgen ausgezahlt. Es gibt mehrere Modelle der Altersvorsorge mit Auszahlplan, die ganz nach Risikoneigung und Ruhezeitideen gestaltet werden können. Diese Flexibilität macht diese Form besonders attraktiv für Frauen, die ihre Altersvorsorge individuell an ihre Lebenssituation anpassen möchten.

    Riester-Rente für Familien

    Die Riester-Rente rentiert sich vor allem für Frauen mit mehreren Kindern, da es pro Kind Zuschläge vom Staat gibt. Auch in diesem Segment gibt es verschiedene Varianten wie Versicherungen, Fondssparpläne oder Wohn-Riester. Die verschiedenen Anbieter haben zudem unterschiedliche Konditionen, weshalb ein Vergleich lohnenswert ist. Die staatliche Förderung macht die Riester-Rente besonders für Familien mit Kindern zu einer attraktiven Option.

    📌 Gut zu wissen

    Bei der Riester-Rente erhältst du 300 Euro Kinderzulage pro Jahr für jedes nach 2008 geborene Kind (185 Euro für davor geborene Kinder). Diese Zulagen werden direkt deinem Riester-Vertrag gutgeschrieben und erhöhen deine spätere Rente erheblich. Wichtig: Die Zulagen müssen jährlich beantragt werden!

    Immobilie als Altersvorsorge

    Eine eigene Immobilie, die mit Renteneintritt abbezahlt ist, sorgt für mietfreies Wohnen im Alter oder beschert Mieteinnahmen. Damit sich diese Investition rechnet, sollte der Preis angemessen, das Zinsniveau für das Darlehen nicht zu hoch und mindestens 20 Prozent Eigenkapital vorhanden sein. Eine Immobilie bietet nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern auch ein Stück Unabhängigkeit im Alter.

    Betriebliche Altersvorsorge (bAV)

    Wer eine betriebliche Altersvorsorge, kurz bAV abschließt, bekommt einen Zuschuss des Arbeitgebers zu den Beiträgen für die Rente. Die staatliche Förderung der bAV für Arbeitnehmer:innen mit geringem Einkommen ist seit 2020 deutlich verbessert worden. Diese Form der Vorsorge ist besonders attraktiv, da du vom Arbeitgeberzuschuss profitierst und gleichzeitig Steuern und Sozialabgaben sparst.

    💡 Tipp

    Kombiniere verschiedene Sparformen für maximale Sicherheit: Nutze die betriebliche Altersvorsorge für den Arbeitgeberzuschuss, spare parallel in einen ETF-Sparplan für höhere Renditen und prüfe, ob sich die Riester-Rente mit deiner Familiensituation lohnt. Diese Drei-Säulen-Strategie minimiert Risiken und maximiert deine Chancen auf eine gute Rente.

    Mit dem:der Partner:in sprechen: Absicherung in der Partnerschaft

    Wer aus familiären Gründen beruflich zurücksteckt und dadurch Rentenansprüche verliert, sollte die Situation zudem rechtzeitig mit dem:der Partner:in besprechen. Denn nicht immer bleiben zwei Menschen bis zur Rente zusammen und teilen sich ihr gemeinsames Alterseinkommen gerecht auf. Diese Gespräche mögen unangenehm erscheinen, sind aber essenziell für deine finanzielle Absicherung.

    So kann etwa in Eheverträgen ein Ausgleich für die geringeren Altersbezüge vereinbart werden – das ist auch im Nachhinein noch möglich und zahlt sich im Falle einer Scheidung aus. Bei unverheirateten Paaren können solche Absprachen in einem Partnerschaftsvertrag festgehalten werden. Diese rechtlichen Absicherungen schützen dich vor den finanziellen Folgen einer Trennung und erkennen deinen Beitrag zur Familie auch monetär an.

    💡 Tipp

    Führe das Gespräch über finanzielle Absicherung konkret und mit Zahlen: Berechne gemeinsam, wie viel Rentenverlust durch Teilzeit oder Kinderpausen entsteht. Vereinbart dann einen monatlichen Ausgleichsbetrag, den der:die Vollzeitarbeitende in deine private Altersvorsorge einzahlt. Das macht die abstrakte Rentenlücke greifbar und führt zu fairen Lösungen.

    Altersvorsorge für Frauen: Früh anfangen und fördern lassen

    Altersvorsorge ist vor allem für Frauen eminent wichtig. Die Kombination aus frühem Start, kluger Auswahl der Sparformen und partnerschaftlicher Absicherung bildet das Fundament für finanzielle Sicherheit im Alter. Lass dich nicht von der Komplexität des Themas abschrecken – mit den richtigen Informationen und gegebenenfalls professioneller Beratung kannst du die Weichen für eine sorgenfreie Zukunft stellen. Je früher du beginnst, desto besser stehen deine Chancen, die Rentenlücke zu schließen und deinen Lebensstandard im Alter zu halten.

    ❔ Häufig gestellte Fragen

    Q

    Warum ist Altersvorsorge für Frauen besonders wichtig?

    Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit, machen öfter Berufspausen für Familie und verdienen im Schnitt weniger. Dadurch sammeln sie bis zur Rente etwa 25 Prozent weniger Vermögen an als Männer. 38,2 Prozent der Rentnerinnen haben ein monatliches Nettoeinkommen unter 1.000 Euro, bei Männern sind es nur 14,7 Prozent.

    Q

    Ab welchem Betrag kann ich mit der privaten Altersvorsorge beginnen?

    Du kannst bereits ab 25 bis 50 Euro monatlich mit der Altersvorsorge starten. Wichtiger als die Höhe ist der frühe Beginn, um maximal vom Zinseszinseffekt zu profitieren. Ein Dauerauftrag direkt nach Gehaltseingang macht das Sparen automatisch und schmerzfrei.

    Q

    Welche Sparform eignet sich am besten für Frauen?

    Die beste Strategie kombiniert verschiedene Sparformen: ETF-Sparpläne bieten langfristig gute Renditen, die betriebliche Altersvorsorge bringt Arbeitgeberzuschüsse, und die Riester-Rente lohnt sich besonders mit Kindern durch staatliche Zulagen. Eine Mischung aus diesen Bausteinen minimiert Risiken und maximiert Chancen.

    Q

    Wie viel Kinderzulage gibt es bei der Riester-Rente?

    Bei der Riester-Rente erhältst du 300 Euro Kinderzulage pro Jahr für jedes nach 2008 geborene Kind, für davor geborene Kinder sind es 185 Euro jährlich. Diese Zulagen werden direkt deinem Riester-Vertrag gutgeschrieben. Wichtig: Die Zulagen müssen jedes Jahr neu beantragt werden.

    Q

    Sollte ich mit meinem Partner über Rentenausgleich sprechen?

    Ja, unbedingt. Wer beruflich für die Familie zurücksteckt, sollte einen Rentenausgleich vereinbaren. Das kann in Eheverträgen oder Partnerschaftsvereinbarungen festgehalten werden – auch nachträglich. Berechnet gemeinsam den Rentenverlust durch Teilzeit und vereinbart einen monatlichen Ausgleichsbetrag für deine private Altersvorsorge.

    Q

    Wo bekomme ich kostenlose Beratung zur Altersvorsorge?

    Die Deutsche Rentenversicherung bietet an vielen Standorten kostenlose Altersvorsorgeberatung an. Auch deine Bank oder unabhängige Finanzberater können dir helfen. Bei der Verbraucherzentrale erhältst du ebenfalls neutrale Beratung gegen eine geringe Gebühr.

  • Arbeitsvertrag Inhalt: 15 Pflichtangaben & wichtige Klauseln

    Arbeitsvertrag Inhalt: 15 Pflichtangaben & wichtige Klauseln

    Themen in diesem Artikel:

    • Typischer Inhalt eines Arbeitsvertrags: Erfahre, welche Pflichtangaben ein Arbeitsvertrag nach Nachweisgesetz enthalten muss, von Beginn und Probezeit über Vergütung und Arbeitszeit bis hin zu Urlaub, Arbeitsort und Regelungen bei Krankheit.
    • Jobstart, Urlaub und Gehalt bei Krankheit: Verstehe, warum das Startdatum besser auf den Ersten eines Monats gelegt wird, welche Mindesturlaubsansprüche gelten und wie lange Arbeitgeber im Krankheitsfall zur Entgeltfortzahlung verpflichtet sind.
    • Gestaltungsfreiheit und Formfreiheit: Lies, wie weit Vertragsfreiheit bei Arbeitsverträgen reicht, warum trotz möglicher mündlicher Absprachen ein schriftlicher Vertrag empfehlenswert ist und welche Dokumentationspflichten Arbeitgeber haben.
    • Probezeit in Arbeitsverträgen: Erfahre, wie lang eine Probezeit sein darf, welche Konstruktionen bei befristeten Verträgen möglich sind und welche verkürzten Kündigungsfristen während der Probezeit gelten.
    • Art der Tätigkeit: Verstehe, warum eine möglichst konkrete Tätigkeitsbeschreibung wichtig ist, wie allgemeine Formulierungen zu Nachteilen führen können und wie klare Aufgabenprofile dich vor unerwünschten Versetzungen schützen.
    • Häufige Fragen zum Arbeitsvertrag: Finde Antworten zu Pflichtinhalten nach Nachweisgesetz, zu mündlichen Verträgen, zu Probezeitregelungen, unwirksamen Klauseln, dem Unterschied zu Dienstverträgen und der Frage, wann Befristungen in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übergehen.

    Welche Kreditkarte passt zu dir?

    Bevor du deinen neuen Arbeitsvertrag unterschreibst, solltest du genau wissen, welche Punkte er beinhalten muss. Ein Arbeitsvertrag ist mehr als nur eine Formalität – er regelt die gesamte Grundlage deines Arbeitsverhältnisses. Neben den gesetzlich vorgeschriebenen Pflichtinhalten wie Angaben zum Beginn des Arbeitsverhältnisses oder zur Dauer der Probezeit gibt es auch unzulässige Klauseln, vor denen du dich schützen solltest. Welche das sind und worauf du bei einem Arbeitsvertrag noch achten solltest, erfährst du in diesem Artikel.

    Typischer Inhalt eines Arbeitsvertrags

    Generell ist ein Arbeitsvertrag eine Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer:in bezüglich eines Arbeitsverhältnisses. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland gestattet dafür die Vertragsfreiheit. Das bedeutet konkret, dass jede geschäftstüchtige Person einen Vertrag abschließen darf und dabei Vertragspartner, -gegenstand, -inhalt sowie -form frei wählen kann. Gleichermaßen steht es dieser Person frei, den Vertrag eben nicht abzuschließen oder einen geschlossenen Vertrag in Einvernehmen mit dem Vertragspartner auch wieder zu lösen.

    Dennoch gibt es grundlegende Punkte, die nach Paragraf 2 des Nachweisgesetzes (kurz NachwG) in einem Arbeitsvertrag enthalten sein müssen. Diese Pflichtinhalte schützen dich als Arbeitnehmer:in und sorgen für Transparenz. Dazu gehören der Beginn des Arbeitsverhältnisses, die Dauer der Probezeit sowie deine Berufsbezeichnung und das Tätigkeitsfeld. Auch die Höhe und Fälligkeit der Vergütung müssen klar definiert sein. Weitere wichtige Punkte sind die Wochenarbeitszeit, Regelungen zu Mehrarbeit und Vergütung von Überstunden sowie der Arbeitsort.

    📌 Gut zu wissen

    Das Nachweisgesetz verpflichtet Arbeitgeber, dir spätestens einen Monat nach Beginn des Arbeitsverhältnisses alle wesentlichen Vertragsbedingungen schriftlich auszuhändigen. Seit August 2022 gelten verschärfte Dokumentationspflichten – insgesamt müssen 15 Pflichtangaben schriftlich festgehalten werden.

    Darüber hinaus muss dein Arbeitsvertrag deinen jährlichen Urlaubsanspruch festhalten. Auch das Verhalten und Hinweispflichten im Krankheitsfall sind verpflichtend anzugeben. Die Verschwiegenheitspflicht, Regelungen zu Nebentätigkeiten und eventuelle Vertragsstrafen gehören ebenfalls zu den Standardinhalten. Abschließend müssen die Kündigungsfrist und Form der Kündigung sowie Ausschluss- und Verfallfristen bei Lohnansprüchen und Entgeltfortzahlungen im Vertrag vermerkt sein.

    Jobstart, Urlaub und Gehalt bei Krankheit

    Gleich am Anfang deines Arbeitsvertrags wird festgelegt, wann der Job startet. Im Normalfall wird ein festes Datum als Beginn des Arbeitsverhältnisses genannt. Unabhängig davon, ob Feiertag oder Wochenende – das Startdatum sollte immer auf den Ersten des Monats fallen. Warum ist das so wichtig? Danach richtet sich die Berechnung des Gehaltes und der Urlaubstage. Der gesetzliche Anspruch auch auf anteiligen Jahresurlaub besteht nämlich nur für volle Monate.

    💡 Tipp

    Verhandle dein Startdatum geschickt! Wenn dein Arbeitgeber dir beispielsweise den 15. März als Startdatum vorschlägt, frage nach dem 1. März. So sicherst du dir für März bereits anteilige Urlaubstage und das volle Monatsgehalt. Bei einem Start am 15. würdest du für diesen Monat keinen anteiligen Urlaubsanspruch erwerben.

    Eine etwaige Befristung des Arbeitsvertrags muss der Arbeitgeber vor Arbeitsbeginn schriftlich vereinbaren. Ist im Arbeitsvertrag keine Einschränkung über die Dauer deines Arbeitsverhältnisses vermerkt, liegt dir ein unbefristeter Arbeitsvertrag vor. Das gibt dir mehr Sicherheit und Planbarkeit für deine berufliche Zukunft.

    Laut Bundesurlaubsgesetz beträgt der Mindesturlaub pro Jahr bei einer Arbeitswoche von Montag bis Freitag 20 Werktage. Bei einer Sechstagewoche sind es 24 Werktage. Zusätzlich kann der Arbeitgeber dir weitere Urlaubstage gewähren – viele Unternehmen bieten heute 25 bis 30 Tage Urlaub an. Bei Krankheit besteht Anspruch auf Lohnfortzahlung von bis zu sechs Wochen, wie das Entgeltfortzahlungsgesetz (EntgFG) besagt. Diese Zeitdauer sollte auch im Arbeitsvertrag genannt sein, damit du im Krankheitsfall abgesichert bist.

    Gestaltungsfreiheit und Formfreiheit

    Gestaltungsfreiheit und Formfreiheit sind Unterpunkte der Vertragsfreiheit. Bei der freien Gestaltung des Arbeitsvertrags muss der Arbeitgeber sich jedoch an geltendes Recht halten. Er muss sich an dem Nachweisgesetz orientieren und die dort genannten Inhalte aufführen. Diese gesetzliche Vorgabe schützt dich vor unvollständigen oder intransparenten Verträgen.

    Da Arbeitgeber Inhalt und Form eines Arbeitsvertrages frei gestalten können, muss ein Arbeitsvertrag nicht zwingend schriftlich vorliegen. Eine mündliche Vereinbarung ist grundsätzlich ausreichend. Bestimmte Arbeitsverträge, beispielsweise befristete, verlangen allerdings die Schriftform. In diesen Fällen müssen Arbeitnehmer:in und Arbeitgeber auch auf derselben Urkunde unterschreiben. Trotz der rechtlichen Möglichkeit mündlicher Vereinbarungen ist ein schriftlicher Vertrag immer empfehlenswert – er bietet dir Beweissicherheit und Klarheit über alle vereinbarten Konditionen.

    📌 Gut zu wissen

    Auch bei einem mündlichen Arbeitsvertrag hast du Anspruch auf eine schriftliche Niederschrift der wesentlichen Vertragsbedingungen. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, dir diese spätestens einen Monat nach Arbeitsbeginn auszuhändigen. Bei Verstößen drohen dem Arbeitgeber Bußgelder bis zu 2.000 Euro pro fehlendem Nachweis.

    Probezeit in Arbeitsverträgen

    Üblich ist heutzutage, dass die Probezeit – die maximal sechs Monate betragen darf – Teil sowohl befristeter als auch unbefristeter Arbeitsverträge ist. Das heißt, ein auf ein Jahr befristeter Arbeitsvertrag besteht aus bis zu sechs Monaten Probezeit und sechs oder mehr Monaten regulärer Tätigkeit. Gleiches gilt für einen unbefristeten Arbeitsvertrag, dann jedoch ohne Angaben zur Dauer des Arbeitsverhältnisses.

    Allerdings können manche auf bis zu sechs Monate befristeten Arbeitsverträge so gestaltet sein, dass sie selbst eine Probezeit darstellen. Danach endet das Arbeitsverhältnis automatisch und ohne Kündigung. Eventuell wird dann ein neuer, unter Umständen unbefristeter Vertrag angeboten. Diese Konstruktion solltest du kritisch prüfen, da sie dir weniger Sicherheit bietet.

    Kündigungsfrist in der Probezeit

    Während der Probezeit lernen sich Arbeitgeber und neue Mitarbeiter:innen besser kennen und finden heraus, ob die zu verrichtenden Tätigkeiten und die Angestellten zusammenpassen. Werden in der vereinbarten Zeit auf beiden Seiten die Erwartungen erfüllt, ist die Probezeit bestanden. Du hast dann die erste wichtige Hürde genommen und kannst dich auf eine längerfristige Zusammenarbeit einstellen.

    Wenn die Situation sich allerdings für eine der beiden Parteien nicht so entwickelt wie erhofft, hat die Probezeit einen klaren Nutzen: eine verkürzte Kündigungsfrist. Diese beträgt während der Probezeit nämlich lediglich zwei Wochen – im Gegensatz zur gesetzlichen Kündigungsfrist von vier Wochen außerhalb der Probezeit. Diese Flexibilität ermöglicht es beiden Seiten, schnell zu reagieren, wenn die Zusammenarbeit nicht passt.

    💡 Tipp

    Nutze die Probezeit aktiv für dich! Führe regelmäßige Feedback-Gespräche mit deinem Vorgesetzten, um zu erfahren, wo du stehst. Dokumentiere deine Aufgaben und Erfolge – das hilft dir beim Probezeitgespräch und zeigt deine Entwicklung. Solltest du merken, dass die Stelle nicht passt, kannst auch du mit zweiwöchiger Frist kündigen.

    Art der Tätigkeit

    Bei der Tätigkeitsbeschreibung gilt: je konkreter, desto besser. Denn dann kann der Arbeitgeber dich nicht für andere Tätigkeiten einsetzen, für die möglicherweise eine andere Qualifikation erforderlich ist oder die nicht deinen Vorstellungen entsprechen. Eine präzise Formulierung schützt dich vor unerwünschten Versetzungen und gibt dir Klarheit über deine Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Unternehmen.

    📌 Gut zu wissen

    Vorsicht bei zu allgemeinen Formulierungen wie „und weitere anfallende Tätigkeiten“ oder „vergleichbare Aufgaben“. Diese Klauseln geben dem Arbeitgeber einen sehr weiten Spielraum. Besser sind konkrete Aufgabenbeschreibungen mit klar definierten Hauptaufgaben und einem prozentualen Anteil für projektbezogene Zusatzaufgaben.

    ❔ Häufig gestellte Fragen

    Q

    Welche 15 Pflichtinhalte muss ein Arbeitsvertrag nach dem Nachweisgesetz enthalten?

    Nach Paragraf 2 NachwG muss ein Arbeitsvertrag folgende Punkte enthalten: Namen und Anschriften der Vertragsparteien, Arbeitsbeginn, Befristung, Arbeitsort, Tätigkeitsbeschreibung, Arbeitsentgelt, Arbeitszeit, Urlaub, Kündigungsfristen, Hinweis auf Tarifverträge/Betriebsvereinbarungen, Probezeit, Überstundenregelung, Abrufarbeit und Fortbildungsanspruch.

    Q

    Was passiert, wenn ich ohne schriftlichen Arbeitsvertrag anfange zu arbeiten?

    Ein Arbeitsverhältnis kann auch mündlich wirksam begründet werden. Der Arbeitgeber ist jedoch verpflichtet, dir spätestens einen Monat nach Arbeitsbeginn die wesentlichen Vertragsbedingungen schriftlich auszuhändigen. Kommt er dieser Pflicht nicht nach, drohen ihm Bußgelder und du hast im Streitfall Beweisschwierigkeiten.

    Q

    Kann die Probezeit verlängert werden?

    Die gesetzliche Höchstdauer der Probezeit beträgt sechs Monate und kann nicht verlängert werden. Eine Ausnahme gibt es nur bei längerer Krankheit während der Probezeit – hier kann die Probezeit um die Krankheitsdauer verlängert werden, wenn dies im Arbeitsvertrag vereinbart wurde.

    Q

    Welche Klauseln im Arbeitsvertrag sind unwirksam?

    Unwirksam sind Klauseln, die gegen gesetzliche Vorschriften verstoßen, wie pauschale Überstundenvergütung mit dem Gehalt, Ausschluss der Haftung bei grober Fahrlässigkeit, Rückzahlungsverpflichtungen bei normaler Kündigung oder übermäßig lange nachvertragliche Wettbewerbsverbote ohne Karenzentschädigung.

    Q

    Was ist der Unterschied zwischen Arbeitsvertrag und Dienstvertrag?

    Der Arbeitsvertrag ist eine spezielle Form des Dienstvertrags. Während beim Dienstvertrag nur die Arbeitsleistung geschuldet wird, beinhaltet der Arbeitsvertrag zusätzlich die persönliche Abhängigkeit des Arbeitnehmers, Weisungsgebundenheit und Eingliederung in die Arbeitsorganisation des Arbeitgebers.

    Q

    Habe ich einen Anspruch auf einen unbefristeten Arbeitsvertrag nach mehreren Befristungen?

    Ja, nach dem Teilzeit- und Befristungsgesetz gilt: Ohne Sachgrund darf ein Arbeitsvertrag maximal dreimal verlängert werden und insgesamt nicht länger als zwei Jahre befristet sein. Danach gilt das Arbeitsverhältnis automatisch als unbefristet. Mit Sachgrund sind Befristungen theoretisch unbegrenzt möglich.

  • Dieselskandal: Alles über Abgasbetrug, Rechte & Entschädigung

    Dieselskandal: Alles über Abgasbetrug, Rechte & Entschädigung

    Themen in diesem Artikel:

    Welche Kreditkarte passt zu dir?

    Seit 2015 erschüttert der Dieselskandal die Automobilbranche: Verschiedene Hersteller manipulierten systematisch Abgaswerte durch illegale Software. Die Folgen reichen von Gesundheitsrisiken über juristische Konsequenzen bis zu finanziellen Entschädigungen. Millionen Fahrzeuge sind betroffen, und die Auswirkungen beschäftigen Gerichte und Verbraucher:innen bis heute.

    Der Skandal begann mit der Aufdeckung bei VW und weitete sich schnell auf andere Marken aus. Was zunächst wie ein isoliertes Problem wirkte, entpuppte sich als systematischer Betrug in der gesamten Branche. Die Manipulationen gefährden nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit von Millionen Menschen in Ballungsräumen.

    Dieselskandal: Emissionsbetrug per Abschalteinrichtung

    Für Abgase gelten bestimmte Grenzwerte, damit nicht zu viele Schadstoffe in die Luft gelangen. Diese Grenzwerte sind von allen Autoherstellern einzuhalten. Im Jahr 2015 stellte sich jedoch heraus, dass VW in für den US-Markt zugelassenen Dieselmodellen illegale Abschalteinrichtungen installiert hatte.

    Bei diesen Modellen überschritten die Abgasemissionen die Grenzwerte im normalen Straßenverkehr erheblich. Bei offiziellen Inspektionen hingegen sorgte die Manipulationssoftware für einen sauberen Eindruck und täuschte die Prüfer. Diese systematischen Manipulationen und ihre weitreichenden Folgen sind heute als Dieselskandal, Abgasskandal oder Dieselgate bekannt.

    📌 Gut zu wissen

    Die Manipulationssoftware erkennt automatisch, wenn das Fahrzeug auf einem Prüfstand getestet wird. In diesem Modus arbeitet die Abgasreinigung mit voller Leistung. Im normalen Straßenverkehr wird sie jedoch heruntergefahren, wodurch bis zu 40-mal mehr Stickoxide ausgestoßen werden als erlaubt.

    Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Nur einen Monat nach Bekanntwerden der Täuschung wurden durch das Kraftfahrtbundesamt sämtliche VW-Dieselfahrzeuge zurückgerufen, in denen solche Manipulationssoftware installiert wurde. Betroffen waren 8,5 Millionen Autos in Europa, beinahe ein Drittel davon kamen aus Deutschland. Das Ausmaß des Betrugs war beispiellos in der Geschichte der Automobilindustrie.

    Stickstoffdioxid und Grenzwerte: Warum sie wichtig sind

    Der EU-Grenzwert für die Stickstoffdioxid-Konzentration in der Luft liegt bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. Besonders in Städten und Ballungsräumen wird er allerdings immer wieder überschritten. Stickstoffdioxid gehört zu den in Abgasen enthaltenen Schadstoffen und ist ein Reizgas, das sich besonders auf die Atemwege und die Lunge auswirkt.

    Die Gefahr geht aber noch weiter: Stickstoffdioxid bildet gemeinsam mit anderen Substanzen bodennahes Ozon und Feinstaub. Ozon ist ebenfalls ein lungenschädigendes Reizgas, während Feinstaub sich nicht nur auf die Atemwege, sondern auch das Herz-Kreislauf-System sowie den Stoffwechsel auswirkt. Studien zeigen, dass erhöhte Feinstaubbelastung eine erhöhte Sterblichkeit zur Folge hat.

    Deshalb sind Richt- und Grenzwerte für die in Abgasen enthaltenen Mengen an Stickstoffdioxid so wichtig. Sie schützen nicht nur die Umwelt, sondern vor allem die Gesundheit der Menschen, die täglich diesen Schadstoffen ausgesetzt sind. Die Manipulationen im Dieselskandal haben diese Schutzfunktion systematisch unterlaufen.

    Diese Hersteller sind vom Dieselskandal betroffen

    VW ist nicht der einzige Hersteller, der in den Abgasskandal verwickelt ist. Zahlreiche Dieselmodelle weiterer Fabrikanten sind ebenfalls betroffen. Die Liste der involvierten Marken umfasst Audi, Mercedes, Opel, Porsche, Seat und Skoda. Der Skandal zieht sich durch nahezu alle großen deutschen und europäischen Automobilhersteller.

    Vor allem in Dieselfahrzeugen, deren Motoren der Abgasnorm Euro 5 entsprechen, wurden Abschalteinrichtungen installiert. Aber auch Autos mit einem Dieselmotor der Abgasnorm Euro 6 können die manipulierende Software enthalten. Die Betroffenheit beschränkt sich also nicht auf ältere Modelle, sondern erstreckt sich auch auf neuere Fahrzeuggenerationen.

    💡 Tipp

    Prüfe anhand deiner Fahrzeug-Identifikationsnummer (FIN), ob dein Dieselfahrzeug vom Abgasskandal betroffen ist. Die meisten Hersteller bieten Online-Abfragen auf ihren Websites an. Gib dort deine FIN ein und erhalte sofort Klarheit über den Status deines Fahrzeugs. Bei Unsicherheit solltest du einen spezialisierten Anwalt konsultieren.

    Das bedeutet für Millionen von Autobesitzer:innen in Europa Unsicherheit: Ist mein Fahrzeug betroffen? Welche Rechte habe ich? Und wie wirkt sich das auf den Wert meines Autos aus? Diese Fragen beschäftigen Verbraucher:innen bis heute und haben das Vertrauen in die Automobilindustrie nachhaltig erschüttert.

    Rücktritte, Nachbesserung und Entschädigungen: Folgen des Dieselskandals

    Nur wenige Tage nach Bekanntwerden der Manipulationen trat der damalige VW-Vorstandschef Martin Winterkorn zurück. Der Kurs der VW-Aktie brach um knapp 20 Prozent ein und vernichtete damit Milliardenwerte an der Börse. Die wirtschaftlichen Folgen waren dramatisch und trafen nicht nur den Konzern, sondern auch Aktionär:innen und Zulieferer.

    In den folgenden Monaten und Jahren wurden mehrere Mitarbeitende zu Haft- und Geldstrafen verurteilt. Prozesse gegen Angestellte anderer Hersteller folgten. Die juristische Aufarbeitung des Skandals zieht sich bis heute durch verschiedene Instanzen und Länder. Aber nicht nur firmenintern hat der Dieselskandal weitreichende Folgen, die das gesamte System der Automobilbranche erschüttern.

    Nachbesserung durch den Händler: Deine Rechte

    Fahrer:innen von Dieselfahrzeugen, in denen die unzulässigen Abschalteinrichtungen installiert sind, haben Rechte gegenüber ihrem jeweiligen Verkäufer. Da die betroffenen Fahrzeuge als mangelhaft gelten, können die Kund:innen vom Händler Nachbesserung verlangen.

    Als Nachbesserung gelten entweder Reparatur – in diesem Fall ein Software-Update, das die Manipulationssoftware deaktiviert – oder Neulieferung. Betroffene haben unter Umständen sogar Anspruch auf ein neueres Modell ihres Fahrzeugs, sofern das alte Modell nicht mehr verfügbar ist.

    📌 Gut zu wissen

    Die übliche Verjährungsfrist für Sachmangelrechte beträgt zwei Jahre ab Kauf. Allerdings gibt es Gerichtsurteile, die von der Nichtigkeit der Kaufverträge ausgehen – in diesem Fall könnten längere Fristen gelten. Das Landgericht Augsburg hat diese Rechtsauffassung bestätigt. Lass dich rechtzeitig beraten, um deine Ansprüche nicht zu verlieren.

    Allerdings darf die Neulieferung für den Händler nicht mit unverhältnismäßigen Kosten verbunden sein. Kostet das neue Modell 25 oder mehr Prozent mehr als das alte, wird eine Zuzahlung fällig: Ein Drittel der Preisdifferenz ist dann von den Betroffenen zu zahlen. Daneben ist auch ein Rücktritt vom Kauf des Dieselfahrzeugs oder eine Teilrückerstattung möglich, wenn der Händler die Nachbesserung verweigert oder diese unzumutbar ist.

    All diese möglichen Schritte fallen in den Bereich der Sachmangelrechte. Sie müssen üblicherweise zwei Jahre ab Lieferung beziehungsweise Kauf des Autos eingeleitet werden, ansonsten verjährt das Recht darauf. Das Landgericht Augsburg geht allerdings davon aus, dass der Kaufvertrag eines von Manipulationssoftware betroffenen Autos wegen Verstoßes gegen die EU-Zulassungsregeln nichtig sei. Demnach können Käufer:innen auch weiterhin Erstattung des Kaufpreises verlangen.

    💡 Tipp

    Dokumentiere alle Kommunikation mit deinem Händler schriftlich. Setze konkrete Fristen für die Nachbesserung (üblicherweise 14 Tage) und drohe bei Nichterfüllung mit Rücktritt vom Kaufvertrag. Ein spezialisierter Anwalt kann dir Musterschreiben zur Verfügung stellen und die Erfolgsaussichten deines Falls einschätzen.

    Wenn du dir nicht sicher bist, ob du betroffen bist oder welchen Weg du gehen solltest, ist es empfehlenswert, einen Anwalt zurate zu ziehen. Die rechtliche Lage ist komplex und entwickelt sich durch neue Urteile ständig weiter.

    Update für die Motorsoftware: Die technische Lösung

    Um die Auswirkungen der Abschalteinrichtungen rückgängig zu machen, wurde von VW ein Software-Update entwickelt. Dieses Update soll die Manipulationssoftware deaktivieren und für eine durchgehende Abgasreinigung sorgen. Die Frage vieler Betroffener: Hat das Update negative Auswirkungen auf mein Fahrzeug?

    Der ADAC hat das Software-Update im Test überprüft und kam zu einem beruhigenden Ergebnis: Die durchgehende Säuberung der Abgase nimmt keinen nennenswerten Einfluss auf Motorleistung, Beschleunigung und Fahrbarkeit. Betroffene Fahrzeughalter:innen müssen also keine Einbußen bei der Fahrzeugperformance befürchten, wenn sie das Update durchführen lassen.

    Dennoch bleibt die Frage, ob ein Software-Update ausreicht, um den entstandenen Schaden zu kompensieren. Viele Betroffene sehen darin keine angemessene Lösung und fordern weitergehende Entschädigungen. Die Diskussion um die richtige Form der Wiedergutmachung wird die Gerichte noch Jahre beschäftigen.

    ❔ Häufig gestellte Fragen

    Q

    Was genau ist der Dieselskandal?

    Der Dieselskandal bezeichnet die systematische Manipulation von Abgaswerten durch illegale Software in Dieselfahrzeugen. Autohersteller umgingen damit Grenzwerte für Schadstoffe, wobei die Fahrzeuge bei Tests sauber wirkten, im Straßenverkehr aber erhöhte Emissionen ausstießen.

    Q

    Welche Autohersteller sind vom Dieselskandal betroffen?

    Neben VW sind auch Audi, Mercedes, Opel, Porsche, Seat und Skoda vom Dieselskandal betroffen. Vor allem Fahrzeuge mit Dieselmotoren der Abgasnorm Euro 5, aber auch einige Euro-6-Modelle enthalten die manipulierende Software.

    Q

    Welche Rechte habe ich als Besitzer:in eines betroffenen Dieselfahrzeugs?

    Du kannst vom Händler Nachbesserung durch Software-Update oder Neulieferung verlangen. Auch Rücktritt vom Kaufvertrag oder Teilrückerstattung sind möglich. Das Landgericht Augsburg sieht Kaufverträge betroffener Fahrzeuge als nichtig an, wodurch längere Anspruchsfristen gelten könnten.

    Q

    Hat das Software-Update negative Auswirkungen auf mein Fahrzeug?

    Laut ADAC-Tests nimmt das Software-Update keinen nennenswerten Einfluss auf Motorleistung, Beschleunigung und Fahrbarkeit. Die durchgehende Abgasreinigung funktioniert ohne spürbare Einbußen bei der Fahrzeugperformance.

    Q

    Wie lange habe ich Zeit, meine Rechte geltend zu machen?

    Sachmangelrechte verjähren üblicherweise zwei Jahre ab Kauf. Da einige Gerichte die Kaufverträge als nichtig ansehen, könnten jedoch längere Fristen gelten. Eine rechtzeitige anwaltliche Beratung ist empfehlenswert, um Ansprüche nicht zu verlieren.

    Q

    Wie viele Fahrzeuge sind vom Dieselskandal betroffen?

    In Europa sind 8,5 Millionen Dieselfahrzeuge vom Abgasskandal betroffen, davon fast ein Drittel in Deutschland. Die Manipulationen wurden einen Monat nach Bekanntwerden durch das Kraftfahrtbundesamt mit einem umfassenden Rückruf beantwortet.

  • Auto verkaufen: Kompletter Guide für Privatverkauf & Onlinehändler

    Auto verkaufen: Kompletter Guide für Privatverkauf & Onlinehändler

    Themen in diesem Artikel:

    • Privat vs. Onlinehändler: Vergleich der beiden Verkaufswege mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen für Autobesitzer:innen
    • Ablauf bei Onlinehändlern: Schritt-für-Schritt-Prozess vom Registrieren bis zur Fahrzeugabholung durch den Händler
    • Fallen bei Onlinehändlern: Worauf du bei unseriösen Portalen achten solltest, um niedrige Ankaufspreise zu vermeiden
    • Vorbereitung Privatverkauf: Technischer Check, Hauptuntersuchung und optimale Aufbereitung für höhere Verkaufspreise
    • Wertermittlung: Wie du den realistischen Marktwert deines Fahrzeugs anhand vergleichbarer Modelle bestimmst
    • Richtige Präsentation: Strategien zur optimalen Inszenierung deines Gebrauchtwagens für mehr Interessent:innen

    Welche Kreditkarte passt zu dir?

    Das Auto verkaufen: So gelingt es mit und ohne professionelle Hilfe

    Du möchtest dein altes Auto verkaufen und fragst dich, ob du es selbst machen oder professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollst? Die Antwort hängt von deinen persönlichen Präferenzen und deinem Zeitbudget ab. Während Onlinehändler den Verkaufsprozess vereinfachen, kannst du beim Privatverkauf oft einen höheren Preis erzielen – vorausgesetzt, du bereitest alles richtig vor.

    Viele Autobesitzer:innen scheuen den privaten Verkauf aus Sorge, Fehler zu machen. Die Angst, einen zu niedrigen Preis anzusetzen oder rechtliche Vorgaben zu übersehen, ist weit verbreitet. Dabei ist der Privatverkauf mit der richtigen Vorbereitung durchaus machbar und kann sich finanziell lohnen. In diesem Artikel erfährst du, welche Variante sich für wen eignet, wie du dein Fahrzeug optimal vorbereitest und präsentierst, was bei Probefahrten wichtig ist und welche Informationen in einem rechtssicheren Kaufvertrag nicht fehlen dürfen.

    Autoverkauf: Privat vs. Onlinehändler

    Ein Auto zu verkaufen klingt für viele zunächst nach Stress. Besonders wenn du dich mit Fahrzeugen nicht gut auskennst, können Bedenken aufkommen: Setze ich den richtigen Preis an? Übersehe ich wichtige rechtliche Vorgaben bei der Abwicklung? Diese Unsicherheit führt viele dazu, sich an professionelle Autohändler zu wenden.

    Neben den klassischen Autoverkäufern im stationären Autohaus gibt es mittlerweile zahlreiche Onlinehändler, die gebrauchte Fahrzeuge über das Internet an- und verkaufen. Dabei fungieren diese Onlinehändler meist als Vermittler zu stationären Händlern. Nur in seltenen Fällen kaufen sie selbst Fahrzeuge direkt an. Diese Zwischenlösung bietet dir den Vorteil, dass du dich nicht um die komplette Abwicklung kümmern musst, aber dennoch verschiedene Angebote vergleichen kannst.

    📌 Gut zu wissen

    Die meisten Onlinehändler sind keine direkten Käufer, sondern Vermittler zwischen dir und stationären Händlern. Das bedeutet, dass der finale Ankaufspreis stark von den beteiligten Händlern abhängt und die erstgenannte Preisspanne nur eine grobe Orientierung darstellt.

    So läuft der Autoverkauf über Onlinehändler

    Der Verkaufsprozess über Onlinehändler folgt einem strukturierten Ablauf, der dir Transparenz und Vergleichbarkeit bietet. Im ersten Schritt registrierst du dich und dein Auto auf der entsprechenden Website. Nachdem du alle relevanten Angaben zum Fahrzeug gemacht und aussagekräftige Fotos hochgeladen hast, erhältst du in der Regel zunächst einen Preis oder eine Preisspanne für dein Fahrzeug.

    Im zweiten Schritt bietet das Portal dein Auto mehreren Händlern zum Verkauf an. Diese geben innerhalb einer festgelegten Frist jeweils ein konkretes Preisangebot ab, das du annehmen oder ablehnen kannst. Bei einigen Portalen basieren die Händlerangebote ausschließlich auf deinen Angaben zum Fahrzeug und den hochgeladenen Bildern. Andere Portale verfügen über ein eigenes Händlernetz, häufig in Ballungsgebieten konzentriert. In diesem Fall kann ein Termin vereinbart werden, bei dem du das Auto präsentierst und der Interessent es persönlich in Augenschein nimmt.

    In beiden Varianten gilt: Sobald die Onlinehändler ein Kaufangebot erhalten, entscheidest du, ob du darauf eingehst und einen Kaufvertrag abschließt. Falls du zustimmst, holt der Händler im Anschluss das Fahrzeug bei dir ab und kümmert sich um die komplette Abmeldung. Dieser Service erspart dir Zeit und bürokratischen Aufwand.

    💡 Tipp

    Fotografiere dein Auto bei der Übergabe an den Händler aus allen Perspektiven und dokumentiere eventuelle Mängel schriftlich im Übergabeprotokoll. So bist du bei späteren Unstimmigkeiten über den Zustand des Fahrzeugs auf der sicheren Seite.

    Quick-Tipp: Fallen bei Onlinehändlern

    Bei einigen Portalen liegt der tatsächliche Ankaufspreis deutlich unterhalb der Preisspanne, die nach der Eingabe deiner Daten auf der Website zunächst für das Fahrzeug ermittelt wurde. Unseriöse Onlinehändler nutzen diese Taktik gezielt, um Kund:innen anzulocken und sie in den Verkaufsprozess zu ziehen.

    Daher ist es ratsam, Angebote mehrerer Onlinehändler einzuholen und das Ende der Bieterfrist abzuwarten, bevor du eine Entscheidung triffst. Informiere dich zudem vorher, ob Stornogebühren anfallen, wenn du einem Verkauf nicht zustimmst. Diese Gebühren können je nach Portal erheblich sein und sollten in deine Entscheidung einfließen.

    📌 Gut zu wissen

    Einige Portale verlangen Stornogebühren von bis zu 200 Euro, wenn du dich nach Abgabe eines Händlerangebots gegen den Verkauf entscheidest. Lies daher immer die AGBs, bevor du dein Fahrzeug auf einer Plattform einstellst.

    Privater Autoverkauf: Vorbereitung und Wertermittlung

    Für Wagenbesitzer:innen, die ihr Fahrzeug nicht über einen Onlinehändler veräußern, sondern privat auf Plattformen im Internet verkaufen möchten, gilt eine wichtige Regel: Ein Inserat auf möglichst vielen Plattformen erhöht die Anzahl der erreichten potenziellen Interessent:innen deutlich. Doch bevor die Anzeige online gehen kann, sind einige vorbereitende Schritte zu beachten, die den Verkaufserfolg maßgeblich beeinflussen.

    Gute Vorbereitung als Grundlage

    Ist der Wagen in einem einwandfreien technischen Zustand? Wann steht die nächste Hauptuntersuchung, kurz HU, an? Bevor du den Wagen zum Verkauf anbietest, ist es ratsam, ihn in einer Werkstatt gründlich durchchecken zu lassen. Dieser Check gibt dir Sicherheit und schafft Vertrauen bei potenziellen Käufer:innen.

    Steht in absehbarer Zeit die HU an, könnte es sich lohnen, diese Untersuchung vorzuziehen, um den Preis des Gebrauchtwagens zu steigern. Eine frische HU-Plakette signalisiert Käufer:innen, dass das Fahrzeug technisch in Ordnung ist. Zudem solltest du dir den Zustand des Autos bescheinigen lassen, etwa von einer Werkstatt oder den Prüfstellen des ADAC. Zu einer optimalen Aufbereitung gehören außerdem eine gründliche Außen- und Innenreinigung, kleine Schönheitsreparaturen wie die Entfernung von Kratzern sowie der Check und die Optimierung von Reifendruck, Öl- und Kühlwasserstand, Wischwassertank und Beleuchtung.

    💡 Tipp

    Investiere 100-200 Euro in eine professionelle Fahrzeugaufbereitung. Die Kosten amortisieren sich meist durch einen höheren Verkaufspreis. Ein sauberes, gepflegtes Auto wirkt wertiger und erweckt bei Käufer:innen den Eindruck, dass es gut gewartet wurde.

    Den Wert ermitteln

    Einige Portale bieten an, die Wertermittlung für dich zu übernehmen. Um den Wert des Autos vor dem Verkauf selbst zu ermitteln, lohnt sich ein Blick in die gängigen Verkaufsportale. Bei der Suche nach vergleichbaren Modellen bekommst du einen realistischen Eindruck, welcher Preis erzielt werden könnte.

    Aber Vorsicht: Die angegebenen Werte sind in der Regel höher als die tatsächlich erzielten Summen, da Verkäufer:innen oft mit Verhandlungsspielraum kalkulieren. In Bezug auf die Vergleichbarkeit müssen folgende Parameter in Betracht gezogen werden, die dem eigenen Auto zumindest ähneln sollten: das Alter des Fahrzeugs, die Ausstattung, die Laufleistung und die Motorisierung. Je genauer diese Faktoren übereinstimmen, desto präziser wird deine Preiseinschätzung.

    📌 Gut zu wissen

    Der tatsächliche Verkaufspreis liegt meist 10-15% unter dem Angebotspreis. Plane diesen Verhandlungsspielraum von Anfang an ein, um nicht enttäuscht zu werden. Setze deinen Startpreis entsprechend höher an, aber bleibe dabei realistisch.

    Die richtige Präsentation beim privaten Autoverkauf

    Wer seinen Gebrauchtwagen richtig in Szene setzt, kann die Zahl der Interessent:innen erheblich erhöhen. Dazu gehören professionelle Fotos, eine detaillierte und ehrliche Fahrzeugbeschreibung sowie die Hervorhebung besonderer Ausstattungsmerkmale. Ein ansprechendes Inserat mit klaren Informationen zu Zustand, Wartungshistorie und Besonderheiten des Fahrzeugs schafft Vertrauen und hebt dein Angebot von der Konkurrenz ab.

    💡 Tipp

    Fotografiere dein Auto bei bewölktem Himmel oder in den Morgen-/Abendstunden. Das weiche Licht lässt Lack und Chromteile besser zur Geltung kommen. Mindestens 15-20 Fotos aus verschiedenen Winkeln, inklusive Innenraum, Motor und eventueller Mängel, erhöhen die Vertrauenswürdigkeit deines Inserats erheblich.

    ❔ Häufig gestellte Fragen

    Q

    Wann lohnt sich der Verkauf über Onlinehändler?

    Der Verkauf über Onlinehändler lohnt sich besonders, wenn du wenig Zeit hast und dir die unkomplizierte Abwicklung wichtiger ist als der maximal mögliche Verkaufspreis. Die Händler übernehmen die komplette Abmeldung und Abholung des Fahrzeugs.

    Q

    Wie ermittle ich den realistischen Wert meines Autos?

    Vergleiche dein Fahrzeug auf verschiedenen Verkaufsportalen mit ähnlichen Modellen hinsichtlich Alter, Ausstattung, Laufleistung und Motorisierung. Beachte dabei, dass die Angebotspreise meist 10-15% über den tatsächlich erzielten Verkaufspreisen liegen.

    Q

    Sollte ich die Hauptuntersuchung vor dem Verkauf durchführen lassen?

    Ja, eine frische HU-Plakette kann den Verkaufspreis um mehrere hundert Euro steigern und schafft enormes Vertrauen bei Käufer:innen. Sie signalisiert, dass das Fahrzeug technisch einwandfrei und verkehrssicher ist.

    Q

    Welche Fallen gibt es bei unseriösen Onlinehändlern?

    Unseriöse Portale locken mit unrealistisch hohen Preisspannen, bieten dann aber deutlich niedrigere Ankaufspreise. Zusätzlich verstecken sich oft hohe Stornogebühren in den AGBs. Hole daher immer mehrere Angebote ein und prüfe die Vertragsbedingungen genau.

    Q

    Wie bereite ich mein Auto optimal für den Privatverkauf vor?

    Lasse einen kompletten Werkstatt-Check durchführen, reinige das Fahrzeug professionell innen und außen, beseitige kleine Kratzer mit Politur, optimiere alle Flüssigkeitsstände und prüfe die komplette Beleuchtung. Eine Investition von 100-200 Euro in die Aufbereitung zahlt sich meist durch einen höheren Verkaufspreis aus.

    Q

    Was macht ein erfolgreiches Verkaufsinserat aus?

    Ein erfolgreiches Inserat braucht mindestens 15-20 hochwertige Fotos bei gutem Licht, eine ehrliche und detaillierte Fahrzeugbeschreibung mit allen Ausstattungsmerkmalen, eine transparente Darstellung der Wartungshistorie und eventuelle Mängel. Platziere dein Inserat auf mehreren Plattformen gleichzeitig für maximale Reichweite.

  • Deutsches Rentensystem erklärt: So funktioniert die GRV

    Deutsches Rentensystem erklärt: So funktioniert die GRV

    Themen in diesem Artikel:

    • Geschichte des deutschen Rentensystems: Erfahre, wie mit Bismarcks Gesetz zur Invaliditäts und Altersversicherung der Grundstein der gesetzlichen Rente gelegt wurde, wie sich das System im Laufe der Zeit entwickelte und welche Rolle Industrialisierung, Nachkriegszeit und Wiedervereinigung gespielt haben.
    • Das Umlageverfahren: Verstehe, wie das Umlageverfahren funktioniert, warum die arbeitende Generation die aktuellen Renten finanziert und welche Herausforderungen der demografische Wandel für diesen Generationenvertrag mit sich bringt.
    • Wer in die Rentenversicherung einzahlt: Lies, welche Gruppen in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert sind, welche Sonderstellungen Selbstständige und Beamt:innen haben und welche Zeiten ohne Beiträge wie Kindererziehung oder Ausbildung trotzdem angerechnet werden.
    • Die wichtigsten Faktoren für die Altersrente: Erfahre, wie Renteneintrittsalter, Zahl der Beitragsjahre, vorzeitiger Ruhestand mit Abschlägen und anrechenbare Zeiten deine Rentenhöhe bestimmen und warum eine vollständige Erwerbsbiografie so wichtig ist.
    • Häufige Fragen zum deutschen Rentensystem: Finde Antworten zu Funktionsweise des Umlageverfahrens, Beitrags und Bemessungsgrenzen, Pflicht zur Versicherung, Möglichkeiten des früheren Renteneintritts und freiwilligen Einzahlungen besonders für Selbstständige.

    Welche Kreditkarte passt zu dir?

    Eine wohlverdiente Rente nach einem langen Berufsleben – ohne Geldsorgen mehr Zeit für Familie, Hobbys und persönliche Interessen genießen. Diese Sicherheit ist eine zentrale Errungenschaft des modernen Sozialstaats. Deutschland als soziale Marktwirtschaft gibt seinen Bürger:innen genau dieses Versprechen. Doch wie genau funktioniert das deutsche Rentensystem eigentlich? Die gesetzliche Rentenversicherung bildet das Fundament, auf dem die Altersvorsorge der meisten Menschen in Deutschland ruht. Von der Höhe deiner Rente über die Anzahl der Beitragsjahre bis hin zur Frage, wer überhaupt Anspruch auf Rentenzahlungen hat – all diese Faktoren spielen zusammen und bestimmen deine finanzielle Situation im Alter.

    Geschichte des deutschen Rentensystems

    Die gesetzliche Rentenversicherung, kurz GRV, bildet die Grundsäule des deutschen Rentensystems. Grundsätzlich sind alle Arbeitnehmer:innen in ihr pflichtversichert, mit einigen Ausnahmen wie angestellten Mitgliedern von Kammerberufen. Weitere Personengruppen können freiwillig einzahlen und sich so für das Alter absichern.

    Die Wurzeln dieses Systems reichen weit zurück ins 19. Jahrhundert. Die Industrialisierung veränderte das Leben von Millionen Menschen grundlegend. Sie arbeiteten unter teils schwierigen gesundheitlichen Bedingungen in Fabriken und waren vollständig von ihren Arbeitgeber:innen abhängig. Eine Garantie für soziale Absicherung existierte nicht, was zu erheblichen gesellschaftlichen Spannungen führte.

    Reichskanzler Otto von Bismarck erkannte darin eine Gefahr für den gesellschaftlichen Frieden. Mit dem „Gesetz betreffend die Invaliditäts- und Altersversicherung“ von 1889 legte er den Grundstein für die moderne Rentenversicherung. Allerdings waren die Leistungen damals deutlich geringer als heute. Das Renteneintrittsalter betrug 70 Jahre bei mindestens 30 Beitragsjahren. Wer im Berufsleben zwischen 550 und 850 Mark pro Jahr verdiente, erhielt als Altersrente weniger als ein Drittel davon – kaum genug für ein würdevolles Leben im Alter.

    📌 Gut zu wissen

    Das damalige Renteneintrittsalter von 70 Jahren lag deutlich über der durchschnittlichen Lebenserwartung. Viele Arbeiter erreichten das Rentenalter gar nicht erst. Heute liegt die Lebenserwartung bei über 80 Jahren, weshalb die Rentenbezugsdauer deutlich länger ist als ursprünglich geplant.

    Nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 entwickelten sich die Rentensysteme in Ost- und Westdeutschland getrennt voneinander. Beide Teile bauten ihre Systeme neu auf und reformierten sie mehrfach. Einige Faktoren aus der Bismarck-Zeit wurden übernommen, andere kamen neu hinzu. Erst mit der Wiedervereinigung entstand wieder ein einheitliches System, das seitdem mehrfach reformiert wurde, um den veränderten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen gerecht zu werden.

    Das Umlageverfahren

    Das heutige Rentensystem in Deutschland basiert auf dem sogenannten Umlageverfahren. Dieses Prinzip funktioniert nach einem einfachen Grundsatz: Die Rentenversicherung zahlt die aktuell von den Erwerbstätigen erhobenen Beiträge direkt als Renten an die Rentner:innen aus. Im Gegenzug erwerben die Beitragszahler:innen Rentenansprüche für ihr eigenes Alter, die dann wiederum die künftig arbeitenden Versicherten bezahlen sollen. Es handelt sich also um einen Generationenvertrag, bei dem die arbeitende Generation die Renten der älteren Generation finanziert.

    Dieses System steht jedoch unter zunehmendem Druck. Der demografische Wandel in Deutschland führt dazu, dass die Zahl der Rentner:innen steigt, während gleichzeitig die Menge der Beitragszahler:innen sinkt. Immer weniger Erwerbstätige müssen die Renten von immer mehr Menschen finanzieren. Diese Entwicklung stellt eine der größten Herausforderungen für die Zukunftsfähigkeit des deutschen Rentensystems dar und macht regelmäßige Anpassungen und Reformen notwendig.

    💡 Tipp

    Verlassen Sie sich nicht allein auf die gesetzliche Rente! Experten empfehlen, zusätzlich privat vorzusorgen. Nutzen Sie staatlich geförderte Modelle wie die Riester-Rente oder betriebliche Altersvorsorge. Je früher Sie damit beginnen, desto mehr profitieren Sie vom Zinseszinseffekt.

    Wer in die Rentenversicherung einzahlt

    Grundsätzlich können alle Bürger:innen freiwillig in der GRV für das eigene Alter vorsorgen. Die gesetzliche Verpflichtung zur Einzahlung betrifft jedoch nur bestimmte Berufsgruppen, die unterschiedlich behandelt werden.

    Arbeitnehmer:innen bilden mit etwa 70 Prozent aller Erwerbstätigen die mit Abstand größte Gruppe. Alle angestellten Arbeitnehmer:innen sind grundsätzlich in der GRV pflichtversichert. Eine Ausnahme gilt für angestellte Mitglieder von Kammerberufen, die über ihre jeweiligen Kammern abgesichert sind.

    Für Selbstständige besteht in der Regel keine gesetzliche Pflicht zur Rentenversicherung. Allerdings gibt es auch hier Ausnahmen. Pflichtversichert sind zum Beispiel Lehrer:innen oder Gewerbetreibende, sofern sie keine Angestellten haben. Diese Regelung soll sicherstellen, dass auch Solo-Selbstständige eine Altersvorsorge aufbauen.

    Beamt:innen nehmen eine Sonderstellung ein und müssen nicht in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Sie erhalten im Alter eine Pension vom Staat, bei dem sie verbeamtet sind. Diese Altersversorgung funktioniert nach anderen Prinzipien als die gesetzliche Rente.

    Interessant ist auch, dass GRV-Versicherte unter Umständen bestimmte Zeiträume anerkannt bekommen, obwohl sie keine Beiträge einzahlen, weil sie aktuell nicht für ein Gehalt arbeiten. Dies gilt zum Beispiel für die Kindererziehung, die Schulausbildung ab dem 16. Lebensjahr und das Studium. Diese Zeiten werden bei der späteren Rentenberechnung berücksichtigt und erhöhen die Rentenansprüche.

    📌 Gut zu wissen

    Die monatliche Beitragshöhe zur GRV beträgt im Jahr 2022 18,6 Prozent des Bruttogehalts, wobei Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen jeweils die Hälfte davon tragen. Allerdings gibt es eine Obergrenze, bis zu welcher der Prozentsatz angewendet wird. Diese sogenannte Beitragsbemessungsgrenze hat die Bundesregierung für das Jahr 2023 auf 7.300 Euro pro Monat in Westdeutschland und 7.100 Euro in Ostdeutschland festgelegt.

    Die wichtigsten Faktoren für die Altersrente

    Die Rente im Alter ist die klassische Leistung der GRV. Wer wissen will, wie hoch diese ausfällt und ab wann sie aufs Konto überwiesen wird, sollte mehrere wichtige Punkte beachten, die alle zusammenspielen.

    Das reguläre Renteneintrittsalter beträgt inzwischen 67 Jahre, während es vor 2012 noch bei 65 Jahren lag. Diese Anhebung erfolgte, weil die Menschen in Deutschland länger leben und die Rentenbezugsdauer dadurch steigt. Ein vorzeitiger Renteneintritt ab 63 Jahren ist grundsätzlich möglich, allerdings mit Abschlägen von 0,3 Prozent für jeden vorzeitigen Monat. Wer also zwei Jahre früher in Rente geht, muss mit einer dauerhaften Kürzung von 7,2 Prozent rechnen.

    Es gibt jedoch Ausnahmen von dieser Regel. Unter bestimmten Umständen können Altersrenten ohne Abschläge bezogen werden. Für langjährige Versicherte sind dafür 35 Beitragsjahre nötig, für besonders langjährige Versicherte sogar 45 Beitragsjahre. Diese Regelungen würdigen die lange Erwerbsbiografie und ermöglichen einen früheren Renteneintritt ohne finanzielle Einbußen.

    Die Höhe der Altersrente ergibt sich aus einer komplizierten Formel, die mehrere Faktoren berücksichtigt. Unter anderem fließt der jährliche Verdienst im Vergleich zum Durchschnittsverdienst aller Versicherten ein. Zudem spielen die Zahl der Beitragsjahre und anrechenbare Zeiten wie für Kindererziehung oder Ausbildung eine wichtige Rolle. Für jede Person ergibt sich daraus eine individuelle Rentenhöhe, die ihre persönliche Erwerbsbiografie widerspiegelt.

    💡 Tipp

    Fordern Sie regelmäßig Ihre Renteninformation bei der Deutschen Rentenversicherung an! Ab dem 27. Lebensjahr erhalten Sie diese automatisch jährlich. Prüfen Sie die Angaben genau und melden Sie fehlende Zeiten nach. Jedes Jahr zählt für Ihre spätere Rentenhöhe.

    ❔ Häufig gestellte Fragen

    Q

    Wie funktioniert das Umlageverfahren in der deutschen Rentenversicherung?

    Die Rentenversicherung zahlt die aktuell von Erwerbstätigen erhobenen Beiträge direkt als Renten an Rentner:innen aus. Im Gegenzug erwerben Beitragszahler:innen Rentenansprüche für ihr Alter, die künftige Generationen finanzieren. Dieses System basiert auf einem Generationenvertrag.

    Q

    Wer ist in Deutschland zur Rentenversicherung verpflichtet?

    Alle angestellten Arbeitnehmer:innen sind grundsätzlich pflichtversichert, außer angestellte Mitglieder von Kammerberufen. Selbstständige haben meist keine Pflicht, außer bestimmte Gruppen wie Lehrer:innen oder Solo-Gewerbetreibende. Beamt:innen erhalten stattdessen eine Pension vom Staat.

    Q

    Wie hoch ist der Rentenbeitrag in Deutschland?

    Der monatliche Beitrag zur GRV beträgt 18,6 Prozent des Bruttogehalts. Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen tragen jeweils die Hälfte (9,3%). Die Beitragsbemessungsgrenze liegt 2023 bei 7.300 Euro monatlich in West- und 7.100 Euro in Ostdeutschland.

    Q

    Ab welchem Alter kann man in Deutschland in Rente gehen?

    Das reguläre Renteneintrittsalter beträgt 67 Jahre. Ein vorzeitiger Renteneintritt ab 63 Jahren ist möglich, allerdings mit Abschlägen von 0,3% pro Monat. Langjährige Versicherte mit 35 oder 45 Beitragsjahren können unter Umständen ohne Abschläge früher in Rente gehen.

    Q

    Welche Zeiten werden bei der Rente ohne Beitragszahlung angerechnet?

    Kindererziehung, Schulausbildung ab dem 16. Lebensjahr und Studium werden anerkannt, obwohl keine Beiträge eingezahlt wurden. Diese Zeiten erhöhen die späteren Rentenansprüche und werden bei der Berechnung berücksichtigt.

    Q

    Kann ich als Selbstständiger freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen?

    Ja, alle Bürger:innen können freiwillig in die GRV einzahlen, auch Selbstständige. Sie können zwischen einem Mindest- und Höchstbeitrag wählen. Die freiwillige Versicherung muss bei der Deutschen Rentenversicherung beantragt werden.

  • Gebrauchtwagen finanzieren: Alle Optionen im Überblick

    Gebrauchtwagen finanzieren: Alle Optionen im Überblick

    Themen in diesem Artikel:

    • Gebrauchtwagenfinanzierung durch Ratenkredit: Erfahre, wie du einen Gebrauchtwagen mit Ratenkredit oder Autokredit finanzieren kannst, welche Rolle deine Bonität spielt und wann ein Universalkredit als Alternative in Frage kommt.
    • Ballonfinanzierung und Drei-Wege-Finanzierung: Verstehe, wie Ballonfinanzierung und Drei-Wege-Finanzierung funktionieren, warum die Monatsraten niedrig sind und welche Optionen du am Laufzeitende für die hohe Schlussrate hast.
    • Die Händlerfinanzierung: Lies, welche Vorteile und Nachteile eine Finanzierung direkt über den Autohändler hat, wie sich Barzahlerrabatt und Sonderzinsen auswirken und worauf du bei der Preisverhandlung achten solltest.
    • Autofinanzierung durch Leasing: Erfahre, wie Leasing als Alternative zum Kauf funktioniert, weshalb das Fahrzeug im Eigentum des Leasinggebers bleibt und welche Bedeutung Kilometerbegrenzung und Fahrzeugzustand bei Rückgabe haben.
    • Voraussetzungen für eine Finanzierung: Verstehe, welche Grundvoraussetzungen du für Kredit oder Finanzierung erfüllen musst, von Volljährigkeit und Wohnsitz in Deutschland bis zu positiver Schufa und regelmäßigem Einkommen.
    • Häufige Fragen zur Gebrauchtwagenfinanzierung: Finde Antworten zu Unterschieden zwischen Auto und Universalkredit, zur Eignung von Ballon und Drei-Wege-Finanzierung, zu Risiken der Händlerfinanzierung und zu Finanzierungsmöglichkeiten bei schwacher Bonität.

    Welche Kreditkarte passt zu dir?

    Du möchtest ein gutes Auto fahren, aber dein Budget ist begrenzt? Mit einem Gebrauchtwagen sparst du im Vergleich zum Neuwagen erheblich Geld – und findest auf dem Markt viele Modelle in ausgezeichnetem Zustand. Wenn du nicht genügend Eigenkapital für eine Sofortzahlung hast, stehen dir verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten offen. In Deutschland nutzen etwa 55 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer:innen eine teilweise oder vollständige Finanzierung. Hier erfährst du, welche Optionen dir zur Verfügung stehen und worauf du dabei achten solltest.

    Gebrauchtwagenfinanzierung durch Ratenkredit

    Ein Ratenkredit von einem Finanzinstitut wie einer Bank ist die klassischste Möglichkeit, auch ohne genügend eigenes Kapital ein gebrauchtes Auto zu kaufen. Die Grundvoraussetzung dafür ist immer eine gute Kreditwürdigkeit – also ein regelmäßiges Einkommen und positive Schufa-Einträge. Die Kosten für den Kredit richten sich nach deiner Bonität, der Kreditsumme, der gewünschten Ratenhöhe und der Laufzeit.

    Eine der bekanntesten Kreditformen zur Finanzierung eines Fahrzeugs ist der Autokredit – und zwar sowohl für Neu- als auch Gebrauchtwagen. Das ist ein zweckgebundener Ratenkredit mit günstigen Zinsen und einer auf die Autofinanzierung angepassten Laufzeit. Weil bei einem Autokredit das Fahrzeug als Sicherheit für die Bank dient, bestimmt dessen Wert die Kosten für das Darlehen, also die Zinsen.

    Ist der Gebrauchtwagen in den Augen der Bank zu wenig wert, kann sie eine Finanzierung ablehnen. Lehnt die Bank deinen Autokreditantrag ab, könnte ein Universalkredit eine Alternative sein – also ein Darlehen ohne Zweckbindung. Häufig ist das jedoch mit höheren Kosten verbunden, da die Bank keine Sicherheit in Form des Fahrzeugs erhält.

    💡 Tipp

    Um die Kosten unterschiedlicher Finanzierungsvarianten zu vergleichen, lässt sich am besten der effektive Jahreszins heranziehen. Er schließt die Kreditzinsen und alle weiteren Kosten des Darlehens mit ein und rechnet sie auf ein Jahr herunter. So erhältst du einen transparenten Vergleichswert, der dir die tatsächlichen Kosten zeigt.

    Ballonfinanzierung und Drei-Wege-Finanzierung

    Vor allem im Zusammenhang mit dem Kauf von Gebrauchtwagen ist oft von der Ballonfinanzierung und der Drei-Wege-Finanzierung zu lesen. Diese beiden Finanzierungsmodelle bieten dir besondere Flexibilität bei der Rückzahlung.

    Die Ballonfinanzierung heißt so, weil bei dieser Darlehensvariante für fast die gesamte Laufzeit ein großer Ballon in Form der finalen Schlussrate über dir schwebt. Während der Laufzeit zahlst du im Vergleich zu gängigen Ratenkrediten nur sehr geringe monatliche Beträge. Häufig ist eine Anzahlung nötig, um die Finanzierung überhaupt zu erhalten.

    📌 Gut zu wissen

    Die Ballonfinanzierung ist wegen der höheren oder längeren Zinszahlungen grundsätzlich teurer als ein normaler Ratenkredit. Sie eignet sich nur, wenn du Eigenkapital für die Anzahlung zur Verfügung hast und am Ende der Laufzeit eine größere Geldsumme aufbringen kannst – zum Beispiel durch eine Erbschaft oder eine auslaufende Kapitallebensversicherung.

    Am Ende der Ballonfinanzierung kannst du entscheiden, ob du die gesamte Schlussrate zurückzahlst oder mit einer Anschlussfinanzierung einen neuen Kredit aufnimmst. Bis dahin profitierst du von den niedrigen Monatsraten und hast mehr finanziellen Spielraum im Alltag.

    Die Drei-Wege-Finanzierung funktioniert wie eine Ballonfinanzierung, nur dass am Ende der Laufzeit auch die Möglichkeit besteht, die Restschuld durch das Auto selbst zu begleichen, falls dessen Wert hoch genug ist. Die drei Wege stehen also für:

    • Schlussrate zurückzahlen
    • Anschlussfinanzierung aufnehmen
    • Auto zurückgeben

    Diese Flexibilität macht die Drei-Wege-Finanzierung besonders attraktiv für Käufer:innen, die sich noch nicht festlegen möchten, ob sie das Fahrzeug langfristig behalten wollen.

    Die Händlerfinanzierung

    Kaufst du den Gebrauchtwagen nicht von einer Privatperson, sondern bei einem professionellen Autohändler, kann auch dieser eine Finanzierung anbieten. Vor allem, wenn der Gebrauchtwagen noch einen hohen Wert hat – es also ein gefragtes Modell, nicht zu alt und in gutem Zustand ist –, bieten Autohändler häufig die Option einer direkten Finanzierung.

    Zu den Vorteilen von Händlerkrediten gehören besondere Preisaktionen, günstige Zinsen, manchmal sogar Null-Prozent-Finanzierungen und ein vereinfachtes Prozedere, da Fahrzeug und Finanzierung aus einer Hand kommen. Du sparst dir den Gang zur Bank und kannst alle Formalitäten direkt beim Autokauf erledigen.

    💡 Tipp

    Verhandle beim Händler immer zuerst den Barzahlungspreis aus, bevor du über Finanzierung sprichst. So kannst du besser einschätzen, ob die Händlerfinanzierung wirklich günstiger ist als ein externer Kredit plus Barzahlerrabatt. Rechne beide Varianten genau durch und lass dich nicht von vermeintlich günstigen Zinsen blenden.

    Ein großer Nachteil bei der Händlerfinanzierung ist allerdings der Wegfall des Barzahlerrabatts, den Käufer:innen für die Sofortbegleichung des Kaufpreises erhalten können und der oft einen signifikanten Prozentsatz davon ausmacht. Außerdem versuchen einige Händler:innen die günstigen Zinsen durch einen höheren Grundpreis des Autos auszugleichen. Unabhängige Gutachter:innen lassen sie oft nicht zu, was die Transparenz bei der Preisgestaltung einschränkt.

    Autofinanzierung durch Leasing

    Neben dem Kauf eines Gebrauchtwagens gibt es zudem die Option des Leasings. Das englische Wort Leasing bedeutet auf Deutsch: zur eigenen Nutzung mieten. Das Auto geht nicht in deinen Besitz über, sondern bleibt Eigentum des Leasinggebers. Du zahlst während der vereinbarten Laufzeit monatliche Leasingraten für die Nutzung des Fahrzeugs.

    📌 Gut zu wissen

    Beim Leasing musst du besonders auf die Kilometerbegrenzung und den Zustand des Fahrzeugs bei Rückgabe achten. Überschreitest du die vereinbarten Kilometer oder gibt es Schäden, die über normale Gebrauchsspuren hinausgehen, können erhebliche Nachzahlungen auf dich zukommen. Leasing eignet sich daher vor allem für Fahrer:innen mit planbarem Fahrverhalten.

    Voraussetzungen für eine Finanzierung

    Wer in Deutschland eine Finanzierung wie einen Kredit bekommen möchte, muss bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllen:

    • Volljährigkeit (mindestens 18 Jahre alt)
    • Wohnsitz in Deutschland
    • Deutsches Bankkonto
    • Gute Bonität mit positiver Schufa-Auskunft
    • Regelmäßiges Einkommen (meist durch Einkommensnachweise zu belegen)

    Für einen Autokredit sind meistens zusätzlich auch Fahrzeugdokumente sowie ein Sicherungsübereignungsvertrag einzureichen. Die Bank behält sich vor, bei unzureichender Bonität oder zu geringem Fahrzeugwert die Finanzierung abzulehnen.

    ❔ Häufig gestellte Fragen

    Q

    Was ist der Unterschied zwischen Autokredit und Universalkredit?

    Ein Autokredit ist zweckgebunden und nutzt das Fahrzeug als Sicherheit, wodurch günstigere Zinsen möglich sind. Der Universalkredit ist nicht zweckgebunden, bietet mehr Flexibilität, hat aber meist höhere Zinsen, da die Bank keine Sicherheit in Form des Fahrzeugs erhält.

    Q

    Für wen eignet sich eine Ballonfinanzierung?

    Die Ballonfinanzierung eignet sich für Käufer:innen mit Eigenkapital für die Anzahlung, die niedrige Monatsraten bevorzugen und am Laufzeitende eine größere Summe aufbringen können, etwa durch Erbschaft oder Versicherungsauszahlung.

    Q

    Welche drei Optionen bietet die Drei-Wege-Finanzierung am Ende?

    Bei der Drei-Wege-Finanzierung kannst du am Ende die Schlussrate vollständig zurückzahlen, eine Anschlussfinanzierung aufnehmen oder das Auto zurückgeben, falls dessen Wert die Restschuld deckt.

    Q

    Was sind die Nachteile einer Händlerfinanzierung?

    Bei Händlerfinanzierungen entfällt der Barzahlerrabatt, der oft signifikant ist. Zudem gleichen manche Händler:innen günstige Zinsen durch höhere Grundpreise aus und lassen keine unabhängigen Gutachter:innen zu, was die Transparenz einschränkt.

    Q

    Welche Voraussetzungen brauche ich für einen Autokredit in Deutschland?

    Du musst volljährig sein, einen deutschen Wohnsitz und ein Bankkonto haben. Zusätzlich benötigst du gute Bonität mit positiver Schufa-Auskunft, Einkommensnachweise, Fahrzeugdokumente und einen Sicherungsübereignungsvertrag.

    Q

    Kann ich auch mit negativer Schufa einen Gebrauchtwagen finanzieren?

    Mit negativer Schufa ist eine reguläre Finanzierung sehr schwierig. Mögliche Alternativen sind ein Bürge mit guter Bonität, spezielle Kreditvermittler für schwierige Fälle oder der Kauf bei Händlern, die Ratenzahlung ohne Schufa-Prüfung anbieten – allerdings oft zu deutlich schlechteren Konditionen.

  • Arbeitszeugnis verstehen: Codes entschlüsseln & Rechte kennen

    Arbeitszeugnis verstehen: Codes entschlüsseln & Rechte kennen

    Themen in diesem Artikel:

    Welche Kreditkarte passt zu dir?

    Ein gutes Arbeitszeugnis öffnet dir im Berufsleben neue Türen und ist dein Schlüssel zu attraktiven Karrierechancen. Du hast grundsätzlich Anspruch auf ein Arbeitszeugnis, wenn dein Arbeitsverhältnis endet – unabhängig davon, wer die Kündigung ausgesprochen hat. Dabei kannst du zwischen einem einfachen und einem qualifizierten Arbeitszeugnis wählen, wobei letzteres deutlich aussagekräftiger ist und nicht nur deine Tätigkeiten auflistet, sondern auch deine Leistung und dein Verhalten bewertet.

    Die besondere Herausforderung liegt in der sogenannten Zeugnissprache: Arbeitgeber verwenden verklausulierte Formulierungen, die auf den ersten Blick positiv klingen, aber tatsächlich unterschiedliche Bewertungen transportieren. Was sich wie ein Lob anhört, kann in Wahrheit nur eine mittelmäßige Beurteilung sein. Deshalb ist es wichtig, dass du die Codes verstehst und erkennst, ob dein Zeugnis wirklich gut ist oder ob du Nachbesserungen einfordern solltest.

    Einfaches oder qualifiziertes Arbeitszeugnis: Die Unterschiede

    Wenn dein Arbeitsverhältnis endet, steht dir ein Arbeitszeugnis von deinem Arbeitgeber zu. Dabei spielt es keine Rolle, ob du selbst gekündigt hast, dein Arbeitgeber die Kündigung ausgesprochen hat, ein befristeter Arbeitsvertrag ausgelaufen ist oder du in Rente gehst. Dein Anspruch besteht in jedem Fall.

    Die Entscheidung zwischen einfachem und qualifiziertem Arbeitszeugnis liegt bei dir. Das einfache Arbeitszeugnis nennt deinen Namen und Geburtsdatum, den Arbeitszeitraum, das Unternehmen, in dem du gearbeitet hast, sowie die Aufgaben, die du übernommen hast. Eine Bewertung deiner Arbeit fehlt hier komplett. Diese Variante eignet sich vor allem, wenn du nur kurz in einem Unternehmen warst oder wenn du aus bestimmten Gründen keine Bewertung wünschst.

    📌 Gut zu wissen

    Ein einfaches Arbeitszeugnis kann bei künftigen Arbeitgebern Fragen aufwerfen. Sie könnten vermuten, dass du bewusst auf eine Leistungsbeurteilung verzichtet hast, weil diese negativ ausgefallen wäre. Wähle daher nur in Ausnahmefällen das einfache Zeugnis.

    Das qualifizierte Arbeitszeugnis ist deutlich komplexer und für deine Karriere wesentlich wertvoller. Hier wird nicht nur die Qualität deiner Arbeit beurteilt, sondern auch dein Verhalten im beruflichen Umfeld. Es geht also auch um soziale Kompetenzen und Soft Skills, die du unter Beweis stellen konntest. Deine Arbeitsweise, deine Fachkompetenz, deine Erfolge und dein Umgang mit Kollegen, Vorgesetzten und Kunden werden detailliert beschrieben und bewertet.

    Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis muss immer wohlwollend formuliert sein. Diese gesetzliche Vorgabe stellt sicher, dass auch bei einer weniger guten Bewertung dein weiterer beruflicher Weg nicht negativ beeinflusst wird. Dein Arbeitgeber darf dich nicht durch offensichtlich negative Formulierungen bei zukünftigen Bewerbungen benachteiligen.

    Die Formulierungen im Arbeitszeugnis

    Um eine wohlwollende Beurteilung sicherzustellen, haben sich bestimmte Formulierungen etabliert. Dadurch ist eine gewisse Zeugnissprache entstanden, die Aufschluss über die konkrete Bewertung gibt – gewissermaßen verklausulierte Schulnoten. Diese Codes musst du kennen, um dein Zeugnis richtig einzuschätzen.

    Der Zeugniscode sieht beispielsweise so aus: Eine sehr gute Bewertung erkennst du an der Formulierung „stets zur vollsten Zufriedenheit“. Für eine gute Beurteilung steht „zur vollsten Zufriedenheit“ oder „stets zur vollen Zufriedenheit“. Eine befriedigende Leistung wird mit „zur vollen Zufriedenheit“ beschrieben. Wenn deine Arbeit nur ausreichend war, liest du „zur Zufriedenheit“. Eine mangelhafte Bewertung versteckt sich hinter „im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit“, und eine ungenügende Leistung wird mit „hat sich bemüht“ umschrieben.

    Die Aussage „Seine:ihre Aufgaben führte er:sie selbständig, effizient und sorgfältig aus“ klingt beispielsweise sehr positiv, entspricht aber lediglich einer Schulnote Drei, also befriedigend. Für die Bestnote Eins, also eine sehr gute Beurteilung, liest sich die Bewertung hingegen folgendermaßen: „Er:sie führte seine:ihre Aufgaben immer äußerst effizient, sorgfältig und selbständig aus.“

    💡 Tipp

    Erstelle dir eine Checkliste mit den wichtigsten Signalwörtern: „stets“, „immer“, „äußerst“, „besonders“, „vollsten“. Markiere diese Wörter in deinem Zeugnis farbig. Je mehr davon vorhanden sind, desto besser ist deine Bewertung. Fehlen sie komplett, solltest du eine Nachbesserung verlangen.

    Enthält der Satz hingegen lediglich entweder einen Superlativ wie „äußerst“ oder das allumfassende „immer“ – beziehungsweise passende Synonyme –, entspricht das einer guten Bewertung: Schulnote Zwei. Achte besonders auf diese Signalwörter, denn sie machen den entscheidenden Unterschied zwischen einer sehr guten und einer nur guten Beurteilung aus. Ähnliche Formulierungen finden sich im gesamten Arbeitszeugnis und ziehen sich wie ein roter Faden durch alle Bewertungsbereiche.

    Arbeitszeugnis: Das muss enthalten sein

    Es gibt keine gesetzlichen Vorgaben dafür, wie Aufbau und Inhalt beim qualifizierten Arbeitszeugnis genau aussehen müssen. Für gewöhnlich ist es ein bis drei Seiten lang, abhängig von Umfang und Dauer der Tätigkeit sowie der Beurteilung. Die Länge sollte angemessen sein und deine Tätigkeiten sowie Leistungen vollständig abbilden.

    Ein qualifiziertes Zeugnis enthält üblicherweise eine klare Überschrift wie „Arbeitszeugnis“ oder „Ausbildungszeugnis“, damit sofort erkennbar ist, um welches Dokument es sich handelt. Die Arbeitgeberdaten mit vollständiger Firmenbezeichnung und Anschrift folgen direkt danach. Dein Name und, falls von dir gewünscht, dein Geburtsdatum werden genannt, wobei die Angabe des Geburtsdatums optional ist und du darauf verzichten kannst, wenn du Altersdiskriminierung befürchtest.

    Die Beschäftigungsdauer und Beschäftigungsart müssen präzise angegeben werden, also der genaue Zeitraum deiner Tätigkeit und ob du in Vollzeit, Teilzeit oder als Werkstudent:in gearbeitet hast. Die Tätigkeitsbeschreibung listet detailliert auf, welche Aufgaben und Verantwortungsbereiche du übernommen hast. Hier sollten auch besondere Projekte oder Zusatzaufgaben erwähnt werden, die über deine regulären Tätigkeiten hinausgingen.

    📌 Gut zu wissen

    Die Reihenfolge der Tätigkeiten in deiner Aufgabenbeschreibung ist nicht zufällig. Wichtige und verantwortungsvolle Aufgaben sollten zuerst genannt werden. Stehen Routinetätigkeiten am Anfang, kann das als versteckte Abwertung interpretiert werden.

    Die Beurteilung deiner Leistung bildet das Herzstück des Zeugnisses. Sie umfasst unter anderem deine Arbeitsbereitschaft, deine Arbeitsweise, deine Fachkompetenz sowie besondere Projekte und Erfolge, die du erreicht hast. Deine Verhaltensbewertung beschreibt vor allem dein Sozialverhalten und dein Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden. Falls du Führungsverantwortung hattest, werden auch deine Führungskompetenzen bewertet.

    Die Schlussformel und Wünsche für die Zukunft runden das Zeugnis ab. Eine positive Schlussformel wie „Wir bedauern das Ausscheiden sehr und wünschen für die Zukunft alles Gute“ signalisiert Wertschätzung. Abschließend müssen Ort, Datum und die Unterschrift deines Arbeitgebers oder Vorgesetzten das Dokument vervollständigen. Die Unterschrift sollte von einer Person stammen, die tatsächlich berechtigt ist, Zeugnisse auszustellen.

    Quick-Info: Das ist beim Arbeitszeugnis nicht erlaubt

    Ein Arbeitszeugnis darf laut § 109 Gewerbeordnung „keine Merkmale oder Formulierungen enthalten, die den Zweck haben, eine andere als aus der äußeren Form oder aus dem Wortlaut ersichtliche Aussage über den Arbeitnehmer zu treffen.“ Diese gesetzliche Regelung schützt dich vor versteckten negativen Botschaften, die über die offizielle Bewertung hinausgehen.

    Das bedeutet konkret: Wie eine Kündigung muss auch ein Arbeitszeugnis schriftlich ausgestellt werden. Die Ausstellung per E-Mail ist nicht zulässig, da sie Rückschlüsse auf mangelnde Wertschätzung seitens des Arbeitgebers erlaubt. Du hast Anspruch auf ein ordentliches, gedrucktes und unterschriebenes Originaldokument.

    Beim Versand sollte dein Arbeitgeber einen stabilen Umschlag verwenden, in den das Zeugnis ungefaltet passt. Knicke oder Falten im Dokument können von zukünftigen Arbeitgebern als mangelnde Sorgfalt interpretiert werden. Auch äußerliche Mängel wie Flecken, Eselsohren oder Rechtschreib- und Stilfehler sind nicht zulässig. Solche Mängel können als versteckte negative Botschaft gewertet werden und berechtigen dich zur Nachbesserung.

    💡 Tipp

    Fotografiere dein Arbeitszeugnis direkt nach Erhalt und bewahre es in einer Klarsichthülle auf. Sollte später ein Mangel auftreten oder das Original verloren gehen, hast du einen Nachweis über den ursprünglichen Zustand und kannst eine Neuausstellung verlangen.

    Inhaltlich gilt: Wird beispielsweise nicht die verklausulierte Zeugnissprache verwendet, ist kein eindeutiger Rückschluss auf die tatsächliche Bewertung möglich – was nie positiv zu werten ist. Auch das Weglassen einzelner Bereiche, beispielsweise der Bewertung der Arbeitsweise oder des Sozialverhaltens, ist ein Mangel. Jeder ausgelassene Aspekt kann als bewusste Negativbewertung interpretiert werden.

    Zudem sollten sich die Formulierungen nicht widersprechen: Steht eine sehr gute Beurteilung bei übergeordneten Aufgaben neben einer nur befriedigenden Bewertung der Grundtätigkeiten, wirkt das unglaubwürdig. Die Bewertungen müssen in sich stimmig sein und ein konsistentes Gesamtbild ergeben. Widersprüche deuten darauf hin, dass das Zeugnis nicht sorgfältig erstellt wurde oder bewusst verwirrende Signale senden soll.

    Dein Anspruch und wichtige Fristen

    Dein Anspruch auf ein Arbeitszeugnis ist gesetzlich verankert und besteht unabhängig von der Art der Beendigung deines Arbeitsverhältnisses. Ob ordentliche Kündigung, fristlose Kündigung, Aufhebungsvertrag oder Renteneintritt – in jedem Fall kannst du ein Zeugnis verlangen. Auch während eines laufenden Arbeitsverhältnisses hast du unter bestimmten Umständen Anspruch auf ein Zwischenzeugnis, beispielsweise bei einem Vorgesetzten- oder Aufgabenwechsel.

    Die Verjährungsfrist für deinen Anspruch beträgt drei Jahre und beginnt mit dem Ende des Arbeitsverhältnisses. Du solltest das Zeugnis jedoch möglichst zeitnah anfordern, idealerweise bereits bei Ausspruch der Kündigung oder im Aufhebungsvertrag. Je mehr Zeit vergeht, desto schwieriger wird es für deinen Arbeitgeber, sich an Details deiner Tätigkeit zu erinnern, was die Qualität des Zeugnisses beeinträchtigen kann.

    📌 Gut zu wissen

    Viele Tarifverträge oder Betriebsvereinbarungen enthalten kürzere Ausschlussfristen für die Geltendmachung von Ansprüchen. Prüfe daher deinen Arbeitsvertrag und fordere dein Zeugnis sicherheitshalber innerhalb von drei Monaten nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses an.

    Dein Arbeitgeber hat keine gesetzlich festgelegte Frist zur Ausstellung, muss das Zeugnis aber innerhalb einer angemessenen Zeit erstellen. In der Regel gelten zwei bis vier Wochen als angemessen. Wenn du das Zeugnis für eine konkrete Bewerbung benötigst, solltest du dies kommunizieren und eine entsprechende Frist setzen. Bei unzumutbarer Verzögerung kannst du rechtliche Schritte einleiten.

    Falls du mit dem ausgestellten Zeugnis nicht zufrieden bist, weil es Fehler enthält oder die Bewertung nicht deiner tatsächlichen Leistung entspricht, kannst du zunächst das Gespräch mit deinem Arbeitgeber suchen. Oft lassen sich Unstimmigkeiten im direkten Austausch klären. Führt dies nicht zum Erfolg, hast du die Möglichkeit, eine Berichtigung zu verlangen oder im Extremfall den Rechtsweg zu beschreiten. Dabei trägt dein Arbeitgeber die Beweislast für die Richtigkeit der Bewertung.

    ❔ Häufig gestellte Fragen

    Q

    Kann ich auch während eines laufenden Arbeitsverhältnisses ein Zeugnis verlangen?

    Ja, du hast Anspruch auf ein Zwischenzeugnis bei berechtigtem Interesse. Das ist der Fall bei Vorgesetzten- oder Abteilungswechsel, bei längerer Krankheit oder Elternzeit, oder wenn du dich extern bewerben möchtest. Dein Arbeitgeber muss dir dann ein qualifiziertes Zwischenzeugnis ausstellen.

    Q

    Was bedeutet es, wenn mein Zeugnis sehr kurz ist?

    Ein auffallend kurzes Zeugnis kann als negatives Signal gewertet werden. Bei längerer Betriebszugehörigkeit sollte das Zeugnis mindestens eine, besser zwei Seiten umfassen. Ein zu knappes Zeugnis deutet darauf hin, dass der Arbeitgeber wenig Positives zu berichten hatte oder sich nicht die Mühe einer ausführlichen Bewertung machen wollte.

    Q

    Darf mein Arbeitgeber Krankheitstage oder Fehlzeiten im Zeugnis erwähnen?

    Nein, Krankheiten und normale Fehlzeiten dürfen nicht erwähnt werden. Eine Ausnahme besteht nur, wenn die Fehlzeiten so erheblich waren, dass ohne deren Erwähnung ein falscher Eindruck über deine tatsächliche Arbeitsleistung entstehen würde. Dies ist aber nur bei extremen Fällen mit monatelangen Ausfällen der Fall.

    Q

    Wie gehe ich vor, wenn mein Arbeitgeber mir kein Zeugnis ausstellt?

    Fordere das Zeugnis zunächst schriftlich mit einer angemessenen Frist (2-3 Wochen) an. Reagiert dein Arbeitgeber nicht, kannst du eine Klage beim Arbeitsgericht einreichen. Das Verfahren ist in der ersten Instanz für dich kostenlos. Bei dringenden Bewerbungen kannst du auch ein einstweiliges Verfügungsverfahren anstreben.

    Q

    Muss ich ein schlechtes Arbeitszeugnis bei Bewerbungen vorlegen?

    Bei aktuellen oder jüngeren Arbeitsverhältnissen erwarten Personaler in der Regel ein Zeugnis. Das Fehlen kann Misstrauen wecken. Bei älteren Arbeitsverhältnissen (über 10 Jahre) oder sehr kurzen Beschäftigungen kannst du eventuell darauf verzichten. Im Zweifel solltest du versuchen, das Zeugnis nachbessern zu lassen, bevor du ganz darauf verzichtest.

    Q

    Kann ich selbst ein Zeugnis formulieren und es meinem Arbeitgeber vorlegen?

    Ja, viele Arbeitgeber sind sogar dankbar für einen Entwurf, da es ihnen Arbeit erspart. Achte darauf, realistische Bewertungen zu verwenden und orientiere dich an branchenüblichen Formulierungen. Der Arbeitgeber muss den Entwurf prüfen und kann Änderungen vornehmen, bevor er ihn auf Firmenpapier druckt und unterschreibt.

  • Private Krankenversicherung vergleichen: Der komplette Guide

    Private Krankenversicherung vergleichen: Der komplette Guide

    Themen in diesem Artikel:

    • Beitragsberechnung in der PKV: Anders als in der GKV orientiert sich dein PKV-Beitrag nicht am Einkommen, sondern an Leistungen und Eintrittsalter.
    • Wichtige Leistungen: Ein guter PKV-Tarif sollte mindestens GKV-Niveau bieten, idealerweise mit Chefarztbehandlung und hoher Zahnkostenerstattung.
    • Auswahl der Versicherung: Die finanzielle Stabilität und Marktposition des Versicherers sind entscheidend für eine langfristige Bindung.
    • Individuelle Kostenrechnung: Berücksichtige Arbeitgeberzuschuss, Familienplanung und Vorerkrankungen, bevor du wechselst.
    • Professionelle Beratung: Vergleichsportale liefern nur Anhaltspunkte – eine unabhängige Beratung hilft dir, den optimalen Tarif zu finden.

    Welche Kreditkarte passt zu dir?

    Private Krankenversicherung vergleichen

    Das Angebot an Tarifen in der privaten Krankenversicherung ist riesig, und die richtige Wahl zu treffen, kann überwältigend sein. Der beste PKV-Tarif für dich orientiert sich nicht nur am Preis, sondern an deinen individuellen Bedürfnissen und deiner Lebenssituation. In diesem Artikel erfährst du, worauf du beim Vergleichen wirklich achten musst, um den optimalen Schutz für dich und deine Familie zu finden – heute und in Zukunft.

    PKV-Vergleich: Nicht vom Sparpotenzial ausgehen

    Die private Krankenversicherung funktioniert grundlegend anders als die gesetzliche. Dein Beitrag richtet sich nicht nach deinem Einkommen, sondern nach den gewählten Leistungen und deinem Eintrittsalter. Das bedeutet: Wer gut verdient, zahlt oft weniger als in der GKV, wo ein prozentualer Anteil des Einkommens abgezogen wird. Doch dieses Sparpotenzial sollte niemals dein einziges Argument für den Wechsel sein.

    Denn die PKV bringt besondere Verpflichtungen mit sich. Als Privatversicherte:r gehst du in Vorleistung – Arztrechnungen gehen direkt an dich, und du musst sie zunächst selbst bezahlen. Erst danach reichst du die Rechnung bei deiner Krankenversicherung ein und erhältst die Kosten erstattet. Das erfordert finanzielle Liquidität und organisatorisches Geschick.

    📌 Gut zu wissen

    In der gesetzlichen Krankenversicherung kannst du Kinder sowie deine:n Lebens- oder Ehepartner:in im Rahmen einer Familienversicherung kostenfrei mitversichern, sofern diese kein eigenes Einkommen erzielen. In der PKV benötigt jedes Familienmitglied einen eigenen Vertrag mit eigenem Beitrag. Das kann die Kosten erheblich erhöhen, besonders wenn du eine Familie gründen möchtest.

    Ein weiterer wichtiger Unterschied betrifft deine Familie. In der gesetzlichen Krankenversicherung kannst du Kinder sowie deine:n Lebens- oder Ehepartner:in im Rahmen einer Familienversicherung kostenfrei mitversichern, sofern diese kein eigenes Einkommen erzielen. In der PKV benötigt jedes Familienmitglied einen eigenen Vertrag mit eigenem Beitrag. Das kann die Kosten erheblich erhöhen, besonders wenn du eine Familie gründen möchtest.

    Denke auch an deine Zukunft. Mit zunehmendem Alter wirst du vermutlich häufiger medizinische Leistungen in Anspruch nehmen und möglicherweise länger dauernde Behandlungen benötigen. Dein Beitrag bleibt dabei unabhängig von deinem Einkommen gleich – auch wenn du in Rente gehst und dein Einkommen sinkt. Gleichzeitig musst du höhere und häufigere Arztrechnungen vorfinanzieren. Deine Motivation sollte also nicht sein, heute kurzfristig Geld zu sparen, sondern dir die beste mögliche Krankenversorgung zu sichern, die du dir langfristig leisten willst und kannst.

    Welche Leistungen sollte ein PKV-Tarif bieten?

    Es wäre nicht sinnvoll, sich nach dem Wechsel in die private Krankenversicherung mit geringeren Leistungen zufriedenzugeben, als sie in der gesetzlichen Krankenversicherung üblich sind. Ein guter PKV-Tarif sollte mindestens GKV-Niveau bieten und idealerweise darüber hinausgehen.

    Achte darauf, dass dein Tarif Arzthonorare bis zum Höchstsatz der Ärztlichen Gebührenordnung abdeckt. Vorsorgeuntersuchungen sollten mindestens im Umfang der GKV enthalten sein, besser noch umfangreicher. Die Kostenübernahme verschreibungspflichtiger Medikamente ist selbstverständlich, ebenso wie die Übernahme von Krankentransporten.

    💡 Tipp

    Achte bei der Tarifwahl besonders auf die Psychotherapie-Leistungen. Mindestens 50 Sitzungen pro Jahr sollten abgedeckt sein. Dieser Aspekt wird oft unterschätzt, gewinnt aber zunehmend an Bedeutung. Prüfe auch, ob der Tarif freie Therapeutenwahl ermöglicht oder nur Kassenzugelassene erstattet.

    Im Krankenhaus solltest du Anspruch auf ein Zweibettzimmer inklusive Chefarztbehandlung haben. Das verschafft dir nicht nur mehr Komfort, sondern auch Zugang zu erfahrenen Spezialist:innen. Bei der Zahnbehandlung sollte die Kostenübernahme mindestens 90 Prozent betragen, für Zahnersatz, Inlays sowie Material- und Laborkosten wenigstens 65 Prozent. Psychotherapie sollte mit mindestens 50 Sitzungen pro Jahr abgedeckt sein – ein Aspekt, der oft unterschätzt wird, aber zunehmend wichtiger wird.

    📌 Gut zu wissen

    In Deutschland zeigt sich die Entwicklung der Mitgliedszahlen in der PKV seit Jahren konstant. Etwas mehr als 8,7 Millionen Menschen haben eine Vollversicherung in der PKV – ein Zeichen für die etablierte Position dieser Versicherungsform.

    Sieh dir beim PKV-Vergleich die Versicherungsgesellschaft an

    Ein Aspekt, der dich vielleicht überrascht, aber entscheidend ist: Bevor du einen Vertrag unterschreibst, an den du dich vermutlich über viele Jahrzehnte binden wirst, solltest du dir das Unternehmen genauer ansehen. Die Wahl der richtigen Versicherungsgesellschaft ist mindestens genauso wichtig wie die Wahl des richtigen Tarifs.

    Wie ist das Unternehmen finanziell aufgestellt? Agiert es stabil am Markt und ist schon länger dabei? Diese Fragen sind nicht trivial, denn du möchtest sicher sein, dass dein Versicherer auch in 20 oder 30 Jahren noch existiert und leistungsfähig ist. Informiere dich im Internet über Finanzratings und Bewertungen unabhängiger Institute. Eine solide finanzielle Basis des Versicherers gibt dir die Sicherheit, dass du dauerhaft bei diesem Unternehmen bleiben kannst und nicht irgendwann gezwungen bist, unter ungünstigen Bedingungen zu wechseln.

    💡 Tipp

    Prüfe die Beitragsstabilität der letzten 10 Jahre beim gewünschten Versicherer. Unternehmen mit häufigen und hohen Beitragsanpassungen solltest du meiden. Gute Anhaltspunkte liefern die jährlichen PKV-Rankings von Finanztest oder Focus Money.

    Vor dem PKV-Vergleich rechnen

    Mit Vergleichsrechnern aus dem Internet kannst du dir eine erste Indikation holen, wie hoch dein monatlicher Beitrag in der PKV sein wird. Diese Tools sind hilfreich für einen ersten Überblick, aber sie ersetzen nicht deine individuelle Kalkulation. Anschließend solltest du genau nachrechnen, ob sich der Wechsel für dich persönlich wirklich lohnt.

    Bist du angestellt, zahlt dein Arbeitgeber die Hälfte deiner Prämie – allerdings nur bis zum Höchstsatz von gesetzlich Versicherten. Liegt dein Beitrag darüber, trägst du die Differenz allein. Beamt:innen können sich auf die Beihilfe oder Heilfürsorge verlassen, was die PKV besonders attraktiv macht. Du hast gerade ein Unternehmen gegründet und alles läuft so gut, dass du in die private Krankenversicherung wechseln möchtest? Vollziehen solltest du den Wechsel dennoch erst dann, wenn du Erfahrungen gesammelt hast, wie stabil deine Umsatzsituation tatsächlich ist.

    📌 Gut zu wissen

    Nicht jede:r kann einfach in die PKV wechseln. Für Beamt:innen, Selbstständige, Freiberufler:innen sowie Student:innen ist der Wechsel ohne besondere Voraussetzungen möglich. Wer angestellt arbeitet, muss mehr als 66.600 Euro pro Jahr brutto (Stand 2023) verdienen, um die Versicherungspflichtgrenze zu überschreiten.

    Wenn du schon jetzt weißt, dass sich deine Familie vergrößern wird, spiele die Beiträge auch bereits für Kinder durch. Jedes Kind benötigt einen eigenen Vertrag, was die Gesamtkosten erheblich erhöhen kann. Sofern du heute unter einer Vorerkrankung leidest, sollte der Schritt in die PKV ebenfalls gut überlegt sein. Vorerkrankungen können zu Risikozuschlägen oder Leistungsausschlüssen führen, die deine Versicherung verteuern oder einschränken.

    Warum du dich besser beraten lassen solltest

    Natürlich kannst du dir auch direkt nach dem Besuch eines Vergleichsportals einen Antrag schicken lassen. Allerdings können die Rechentools lediglich einen Anhaltspunkt liefern und schon gar nicht sämtliche Details der Tarifbausteine abbilden. Die Unterschiede zwischen den Tarifen stecken oft im Kleingedruckten – bei Wartezeiten, Erstattungsgrenzen oder speziellen Leistungsausschlüssen.

    Deswegen ist es meist sinnvoller, sich an unabhängige Versicherungsberater:innen zu wenden. Diese können deine individuelle Situation analysieren, deine Bedürfnisse ermitteln und dir Tarife empfehlen, die wirklich zu dir passen. Eine professionelle Beratung kostet dich in der Regel nichts extra, da die Berater:innen über Provisionen der Versicherungen vergütet werden. Du profitierst von Expertenwissen und einer maßgeschneiderten Lösung, ohne dafür zusätzlich zahlen zu müssen.

    💡 Tipp

    Dokumentiere alle Beratungsgespräche und Angebote sorgfältig. Erstelle eine Vergleichstabelle mit den wichtigsten Leistungen und Kosten. So kannst du später in Ruhe vergleichen und hast alle wichtigen Informationen griffbereit, wenn du deine Entscheidung triffst. Lass dir auch immer die vollständigen Versicherungsbedingungen aushändigen.

    ❔ Häufig gestellte Fragen

    Q

    Wie berechnet sich der Beitrag in der PKV?

    Der PKV-Beitrag orientiert sich nicht am Einkommen, sondern an deinen gewählten Leistungen und deinem Eintrittsalter. Je jünger du beim Eintritt bist und je weniger Leistungen du wählst, desto günstiger wird dein Beitrag. Zusätzlich spielen dein Gesundheitszustand und eventuelle Vorerkrankungen eine Rolle.

    Q

    Kann ich meine Familie in der PKV kostenlos mitversichern?

    Nein, in der PKV benötigt jedes Familienmitglied einen eigenen Vertrag mit eigenem Beitrag. Eine kostenlose Familienversicherung wie in der GKV gibt es nicht, was die Gesamtkosten erheblich erhöhen kann. Für Kinder gibt es allerdings oft vergünstigte Tarife ohne Altersrückstellungen.

    Q

    Welche Mindestleistungen sollte ein PKV-Tarif bieten?

    Ein guter PKV-Tarif sollte mindestens GKV-Niveau bieten: Arzthonorare bis zum Höchstsatz, Vorsorgeuntersuchungen, verschreibungspflichtige Medikamente, Zweibettzimmer mit Chefarztbehandlung, mindestens 90 Prozent Zahnbehandlung und 65 Prozent Zahnersatz sowie 50 Psychotherapie-Sitzungen jährlich.

    Q

    Wer kann in die private Krankenversicherung wechseln?

    Beamt:innen, Selbstständige, Freiberufler:innen und Student:innen können ohne besondere Voraussetzungen wechseln. Angestellte müssen die Versicherungspflichtgrenze von mehr als 66.600 Euro Jahresbrutto (Stand 2023) überschreiten. Diese Grenze muss in der Regel zwei Jahre in Folge überschritten werden.

    Q

    Kann ich später wieder in die gesetzliche Krankenversicherung zurückwechseln?

    Der Wechsel zurück in die GKV ist nur unter bestimmten Bedingungen möglich. Als Angestellte:r musst du unter die Versicherungspflichtgrenze rutschen, was oft einen Jobwechsel oder Teilzeit bedeutet. Ab 55 Jahren ist der Wechsel praktisch unmöglich. Selbstständige müssen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufnehmen.

    Q

    Was passiert mit meinem PKV-Beitrag im Rentenalter?

    Dein PKV-Beitrag bleibt auch im Rentenalter bestehen und orientiert sich weiterhin an deinem Tarif, nicht an deinem Einkommen. Allerdings entfällt der Krankentagegeld-Baustein und durch die angesparten Altersrückstellungen sollte der Beitrag stabil bleiben. Ein Zuschuss der Rentenversicherung ist möglich, deckt aber meist nur einen Teil ab.

  • Steuern sparen: 7 legale Tricks für mehr Netto vom Brutto

    Steuern sparen: 7 legale Tricks für mehr Netto vom Brutto

    Themen in diesem Artikel:

    • Heirat als Steuersparmodell: Ehegattensplitting und höhere Freibeträge senken die Steuerlast erheblich, besonders bei unterschiedlichen Einkommen der Partner:innen.
    • Gesundheitskosten absetzen: Ärztlich verordnete Ausgaben für Brillen, Zahnersatz und Medikamente wirken sich ab einer individuellen Grenze steuermindernd aus.
    • Werbungskosten nutzen: Berufliche Aufwendungen über 1.200 Euro Pauschale und die Pendlerpauschale von 0,30-0,35 Euro pro Kilometer reduzieren dein zu versteuerndes Einkommen.
    • Freiwillige Steuererklärung lohnt sich: Auch ohne Abgabepflicht profitieren Angestellte von Steuerrückerstattungen durch Geltendmachung absetzbarer Ausgaben.
    • Handwerker und Haushaltshilfen: Kosten für handwerkliche Arbeiten und haushaltsnahe Dienstleistungen können steuerlich berücksichtigt werden und senken die Steuerlast.

    Welche Kreditkarte passt zu dir?

    7 Tipps, um Steuern zu sparen

    Du möchtest weniger Steuern zahlen? Dann bist du hier genau richtig. Während die Preise für Energie und Lebensmittel steigen, kannst du bei der Steuer clever sparen. Deine Abgaben finanzieren zwar wichtige Bereiche wie Straßen, Bildung und Sozialsystem, aber niemand muss mehr zahlen als nötig. Entdecke jetzt sieben konkrete Möglichkeiten, wie du deine Steuerlast legal reduzierst und mehr von deinem hart verdienten Geld behältst.

    Steuerspartipp 1: Heirat geplant? Je früher, desto besser

    Planst du ohnehin, in absehbarer Zeit zu heiraten? Dann könnte ein früherer Termin deine Steuerlast erheblich senken. Der Clou dabei: Die steuerlichen Vorteile gelten bereits für das komplette Jahr, in dem ihr den Bund fürs Leben schließt. Ein Hochzeitstermin im Dezember bringt dir also die gleichen Steuervorteile wie eine Trauung im Januar.

    Ehepaare profitieren bei Steuern und Abgaben in vielerlei Hinsicht. Das Ehegattensplitting entfaltet seine größte Wirkung, wenn einer von euch beiden deutlich mehr verdient als der andere. Bei dieser gemeinsamen Veranlagung rechnet das Finanzamt eure Einkommen zusammen, teilt die Summe anschließend wieder auf beide Personen auf und berechnet die Steuer auf die jeweilige Hälfte. Dadurch rutscht der Besserverdienende in eine niedrigere Progressionsstufe.

    💡 Tipp

    Plant eure Hochzeit strategisch im Jahresverlauf! Selbst eine Heirat am 31. Dezember sichert euch die vollen Steuervorteile für das gesamte Jahr. Bei großen Einkommensunterschieden zwischen den Partner:innen kann das Ehegattensplitting mehrere tausend Euro Ersparnis bedeuten.

    Zusätzlich erwarten euch bei vielen staatlichen Leistungen höhere Freibeträge – nicht nur bei der Einkommensteuer. Auch bei der Schenkungs- und Erbschaftssteuer genießt ihr als Ehepartner:innen deutlich günstigere Konditionen als unverheiratete Paare. Diese beiden Steuerarten kommen zwar seltener zum Einsatz, können aber im Ernstfall erhebliche finanzielle Unterschiede bedeuten.

    Steuerspartipp 2: Gesundheitskosten und außergewöhnliche Belastungen

    Deine Ausgaben für die Gesundheit können sich steuermindernd auswirken – allerdings erst jenseits einer individuellen Grenze, die das Finanzamt im Rahmen deiner Steuererklärung errechnet. Diese Grenze hängt von deinem Einkommen, Familienstand und der Anzahl deiner Kinder ab. Sobald deine Gesundheitskosten diese Schwelle überschreiten, mindert der darüber liegende Betrag dein zu versteuerndes Einkommen.

    Zu den absetzbaren Gesundheitskosten zählen Brillen, Zahnersatz, Arztkosten, Medikamente und Kuren. Wichtig dabei: Diese Ausgaben müssen ärztlich notwendig und verordnet worden sein. Ein einfacher Kassenbon aus der Apotheke reicht nicht aus – du benötigst ein Rezept oder eine ärztliche Bescheinigung. Strategisch klug kann es sein, eine umfangreiche Zahnsanierung komplett in einem Jahr durchführen zu lassen und abzurechnen, statt sie auf mehrere Jahre zu verteilen. So überschreitest du die individuelle Grenze eher und profitierst steuerlich.

    📌 Gut zu wissen

    Die individuelle Belastungsgrenze für außergewöhnliche Belastungen liegt zwischen 1 und 7 Prozent deines Gesamteinkommens. Bei einem Jahreseinkommen von 50.000 Euro und einem Grenzwert von 3% müsstest du also erst Kosten über 1.500 Euro nachweisen, bevor sich eine Steuerersparnis ergibt.

    Gesundheitskosten sind nur ein Beispiel für außergewöhnliche Belastungen. Auch der Kauf von Hausrat nach einem Überflutungsschaden oder anderen Katastrophen fällt in diese Kategorie. Entscheidend ist: Steuerlich wirksam werden diese Belastungen in der Regel nur mit dem Betrag, der über deiner individuellen Grenze liegt. Der Anteil darunter bleibt unberücksichtigt.

    Quick-Info: Was heißt absetzen?

    Werden Ausgaben in der Steuererklärung geltend gemacht, ist häufig von „Absetzen“ die Rede. Damit ist nur gemeint, dass der Betrag oder ein Betrag, der über einer Pauschale liegt, vom Einkommen abgezogen werden darf. Dadurch verringern sich die Steuerzahlungen auf den Rest des Einkommens.

    Steuerspartipp 3: Werbungskosten einreichen

    Beruflich bedingte Aufwendungen können deine Steuerlast spürbar mindern. Das Finanzamt berücksichtigt bei der Bearbeitung deiner Steuererklärung automatisch einen Pauschalbetrag – ganz ohne Belege und unabhängig von der tatsächlichen Höhe deiner Aufwände. Diese Werbungskostenpauschale liegt 2022 bei 1.200 Euro. Sobald deine beruflichen Ausgaben diesen Betrag übersteigen, solltest du unbedingt alle Belege sammeln und in der Steuererklärung geltend machen.

    Zu den Werbungskosten zählen beispielsweise Aufwendungen, die durch Bewerbungen und Fahrten zu Vorstellungsgesprächen entstehen. Auch Fachliteratur, Fortbildungen oder Arbeitsmittel fallen in diese Kategorie. Besonders lohnenswert ist die Pendlerpauschale (offiziell Entfernungspauschale) für alle, die regelmäßig zu ihrem Arbeitsplatz pendeln – egal ob mit dem Auto oder per ÖPNV.

    💡 Tipp

    Führe ein Fahrtenbuch oder eine Excel-Tabelle für deine Arbeitswege! Bei 15 km einfacher Strecke und 220 Arbeitstagen kommst du bereits auf 990 Euro Pendlerpauschale. Zusammen mit anderen beruflichen Ausgaben überschreitest du schnell die 1.200 Euro Pauschale und kannst zusätzlich sparen.

    Bis zu einer Strecke von 20 Kilometern kannst du pro Kilometer 0,30 Euro pro Tag ansetzen. Ist deine Wegstrecke zur Arbeit weiter als 20 Kilometer, erhöht sich der Betrag für jeden weiteren Kilometer auf 0,35 Euro. Bei durchschnittlich 200 Tagen im Jahr, die du ins Büro oder in die Firma fährst, summiert sich das schnell zu einem beachtlichen Betrag. Programme für die Steuererklärung helfen dir bei der genauen Ermittlung weiter.

    Wenn du via ÖPNV unterwegs bist, hast du die Wahl: Entweder setzt du die tatsächlichen Kosten für deine Tickets an (Belege unbedingt aufheben) oder du nutzt die Pendlerpauschale. Rechne beide Varianten durch und wähle die für dich günstigere Option.

    Steuerspartipp 4: Immer Steuererklärung machen

    Bei der Einkommensteuer gibt es Personen, die zur Abgabe der Steuererklärung verpflichtet sind – dazu gehören unter anderem Selbstständige. Wer fest angestellt arbeitet und keine weiteren Tätigkeiten ausübt, kann die Einkommenssteuererklärung freiwillig abgeben. Und genau das solltest du auch tun, denn hier liegt enormes Sparpotenzial.

    Viele Ausgaben, die sich steuermindernd auswirken, kann das Finanzamt erst dann berücksichtigen, wenn es durch deine Erklärung davon erfährt. Dein Arbeitgeber zieht zwar monatlich die Lohnsteuer von deinem Gehalt ab, kennt aber deine individuellen Ausgaben nicht. Werbungskosten, Sonderausgaben, außergewöhnliche Belastungen – all diese Posten bleiben unberücksichtigt, wenn du keine Steuererklärung einreichst.

    📌 Gut zu wissen

    Du hast vier Jahre Zeit für eine freiwillige Steuererklärung! Das bedeutet: Im Jahr 2024 kannst du noch die Steuererklärung für 2020 einreichen. Bei einer durchschnittlichen Rückerstattung von 1.000 Euro pro Jahr summiert sich das auf 4.000 Euro für vier Jahre – es lohnt sich also, auch rückwirkend tätig zu werden.

    Deswegen kann sich die Abgabe einer Steuererklärung für alle lohnen, denen auf der Gehaltsabrechnung lediglich die Lohnsteuer abgezogen wird. Statistisch gesehen erhalten Arbeitnehmer:innen, die freiwillig eine Steuererklärung abgeben, im Durchschnitt eine Rückerstattung von mehreren hundert Euro. Dieses Geld hast du bereits zu viel bezahlt – hol es dir zurück.

    Steuerspartipp 5: Handwerkerkosten und Dienstleistungen im Haushalt

    Kosten für Handwerker und sogenannte haushaltsnahe Dienstleistungen können bei der Steuer berücksichtigt werden und deine Steuerlast erheblich senken. Dabei profitierst du von einer direkten Steuerermäßigung – das bedeutet, dass der Betrag nicht vom zu versteuernden Einkommen abgezogen wird, sondern direkt von der errechneten Steuerschuld.

    Zu den Handwerkerleistungen zählen Renovierungs-, Erhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen in deinem Haushalt. Ob Maler, Elektriker oder Installateur – 20 Prozent der Arbeitskosten (nicht der Materialkosten) kannst du steuerlich geltend machen, maximal jedoch 1.200 Euro pro Jahr. Wichtig ist, dass die Arbeiten in deinem Haushalt oder auf deinem Grundstück durchgeführt werden und du per Überweisung zahlst. Barzahlungen erkennt das Finanzamt nicht an.

    💡 Tipp

    Bitte Handwerker immer um getrennte Ausweisung von Material- und Arbeitskosten auf der Rechnung! Nur so kannst du die 20% der Arbeitskosten steuerlich geltend machen. Bei größeren Projekten plane die Arbeiten über mehrere Jahre verteilt, um die jährliche Höchstgrenze von 1.200 Euro optimal auszunutzen.

    Haushaltsnahe Dienstleistungen umfassen Tätigkeiten wie Reinigung, Gartenpflege oder Kinderbetreuung. Hier kannst du ebenfalls 20 Prozent der Kosten absetzen, allerdings mit einem höheren Maximalbetrag von 4.000 Euro jährlich. Auch hier gilt: Die Rechnung muss detailliert sein und die Zahlung per Überweisung erfolgen. Sammle alle Belege sorgfältig, denn sie sind dein Nachweis gegenüber dem Finanzamt.

    ❔ Häufig gestellte Fragen

    Q

    Lohnt sich eine Heirat nur wegen der Steuervorteile?

    Das Ehegattensplitting bringt besonders bei unterschiedlichen Einkommen erhebliche Steuervorteile. Die Ersparnis gilt bereits für das komplette Hochzeitsjahr. Zusätzlich profitieren Ehepaare von höheren Freibeträgen bei verschiedenen Steuerarten. Bei einem Einkommensunterschied von 20.000 Euro können schnell 2.000-3.000 Euro Steuerersparnis pro Jahr entstehen.

    Q

    Ab wann wirken sich Gesundheitskosten steuermindernd aus?

    Gesundheitskosten mindern die Steuer erst ab einer individuellen Grenze, die vom Einkommen, Familienstand und Kinderzahl abhängt. Diese liegt zwischen 1-7% des Gesamteinkommens. Nur der Betrag über dieser Grenze wirkt sich steuerlich aus. Die Ausgaben müssen ärztlich verordnet und mit Rezept oder Attest belegt sein.

    Q

    Was ist die Werbungskostenpauschale und wie nutze ich sie optimal?

    Das Finanzamt berücksichtigt automatisch 1.200 Euro Werbungskosten ohne Belege. Liegen deine beruflichen Ausgaben darüber, solltest du alle Belege sammeln und einreichen. Die Pendlerpauschale von 0,30-0,35 Euro pro Kilometer, Fortbildungen, Fachliteratur und Arbeitsmittel summieren sich schnell über diese Pauschale.

    Q

    Muss ich als Angestellte:r eine Steuererklärung abgeben?

    Fest Angestellte ohne weitere Tätigkeiten sind nicht verpflichtet, können aber freiwillig abgeben. Das lohnt sich fast immer, da viele absetzbare Ausgaben dem Finanzamt sonst unbekannt bleiben. Durchschnittlich winken 1.000 Euro Rückerstattung. Du hast vier Jahre Zeit für die rückwirkende Abgabe.

    Q

    Wie kann ich Handwerkerkosten steuerlich optimal absetzen?

    Du kannst 20 Prozent der Arbeitskosten (nicht Materialkosten) absetzen, maximal 1.200 Euro jährlich direkt von der Steuerschuld. Die Zahlung muss per Überweisung erfolgen, Barzahlungen werden nicht anerkannt. Lass dir immer Arbeits- und Materialkosten getrennt ausweisen und plane größere Projekte über mehrere Jahre.

    Q

    Was ist der Unterschied zwischen Handwerkerleistungen und haushaltsnahen Dienstleistungen?

    Handwerkerleistungen umfassen Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten mit maximal 1.200 Euro Steuerermäßigung. Haushaltsnahe Dienstleistungen wie Reinigung, Gartenpflege oder Kinderbetreuung ermöglichen bis zu 4.000 Euro Steuerermäßigung jährlich. Beide werden mit 20% der Arbeitskosten direkt von der Steuerschuld abgezogen.

  • Sparerpauschbetrag: So sparst du Steuern bei Kapitalerträgen

    Sparerpauschbetrag: So sparst du Steuern bei Kapitalerträgen

    Themen in diesem Artikel:

    • Was ist der Sparerpauschbetrag?: Erfahre, was der Sparerpauschbetrag ist, welche Kapitalerträge er umfasst und wie er zusammen mit der Abgeltungsteuer die Besteuerung deiner Geldanlagen vereinfacht.
    • Wofür ist der Sparerpauschbetrag gedacht?: Verstehe, für welche Arten von Erträgen aus Aktien, Fonds, Sparverträgen und anderen Anlageformen du den Freibetrag nutzen kannst und wie er private Vermögensbildung fördern soll.
    • Wie hoch ist der Sparerpauschbetrag?: Lies nach, welche festen Freibeträge aktuell für Alleinstehende und gemeinsam Veranlagte gelten, wie die geplante Anhebung aussieht und ab welchem Betrag Abgeltungsteuer anfällt.
    • Sparerpauschbetrag und Freistellungsauftrag: Erfahre, warum ein Freistellungsauftrag unverzichtbar ist, wie du ihn auf mehrere Banken verteilst und welche Fehler du vermeiden solltest, damit dein Freibetrag optimal wirkt.
    • Günstigerprüfung und Nichtveranlagungsbescheinigung: Verstehe, wie du bei niedrigem Einkommen zu viel gezahlte Abgeltungsteuer per Günstigerprüfung zurückholen kannst und wann eine Nichtveranlagungsbescheinigung sinnvoll ist, etwa für Kinder, Studierende und Rentner:innen.
    • Häufige Fragen zum Sparerpauschbetrag: Finde Antworten dazu, was ohne Freistellungsauftrag passiert, wie du Aufträge anpassen kannst, worin sich Freistellungsauftrag und Nichtveranlagungsbescheinigung unterscheiden und wie Paare den Freibetrag gemeinsam planen.

    Welche Kreditkarte passt zu dir?

    Als Privatanleger:in kannst du mit dem Sparerpauschbetrag deine Kapitalerträge bis zu einer bestimmten Höhe steuerfrei vereinnahmen. Dieser Freibetrag sorgt dafür, dass Gewinne aus Aktien, Fonds, Bausparverträgen und anderen Finanzprodukten nicht vollständig der Abgeltungsteuer unterliegen. Damit du diesen Vorteil auch wirklich nutzt, ist ein rechtzeitig gestellter Freistellungsauftrag entscheidend – sonst führt deine Bank automatisch zu viel Steuern ab.

    Der Sparerpauschbetrag wurde 2009 zusammen mit der Abgeltungsteuer eingeführt, um die Besteuerung von Kapitalerträgen zu vereinfachen. Vorher galten unterschiedliche Steuersätze für verschiedene Anlageformen, was das System kompliziert machte. Heute profitierst du von einem einheitlichen pauschalen Steuersatz von 25 Prozent auf sämtliche Kapitalerträge, wobei der Sparerpauschbetrag als Freibetrag vorgeschaltet ist und deine Steuerlast spürbar senkt.

    Was ist der Sparerpauschbetrag?

    Der Sparerpauschbetrag ist ein Freibetrag, den du als Privatanleger:in bei der Besteuerung von Erträgen aus Kapitalanlagen geltend machen kannst. Dadurch bleibt eine bestimmte Summe an Kapitalerträgen komplett steuerfrei. Zu den Kapitalerträgen zählen alle Gewinne, die aus Geldanlagen erzielt werden – etwa realisierte Kursgewinne, aber auch Zinsen oder Dividenden. Der Gesetzgeber möchte dich damit in Bezug auf deine Spareinkünfte entlasten und einen Anreiz für private Vermögensbildung schaffen.

    Konkret wird der Sparerpauschbetrag bei der Abgeltungsteuer genutzt, die 2009 zur Vereinfachung der Besteuerung von Kapitalerträgen eingeführt wurde. Vorher existierten unter anderem verschiedene Steuersätze auf unterschiedliche Formen der Kapitalanlage, was zu erheblichem Verwaltungsaufwand führte. Mit der Einführung der Abgeltungsteuer wurde ein pauschaler Steuersatz von 25 Prozent auf sämtliche Kapitalerträge festgelegt. Gleichzeitig wurden die bis dato geltenden Freibeträge – der Sparerfreibetrag und der Werbungskosten-Pauschbetrag – zum heutigen Sparerpauschbetrag zusammengeführt.

    📌 Gut zu wissen

    Der Sparerpauschbetrag ersetzt seit 2009 den früheren Sparerfreibetrag (750 Euro) und den Werbungskosten-Pauschbetrag (51 Euro). Die Zusammenlegung zu einem einheitlichen Freibetrag von 801 Euro vereinfacht die Handhabung erheblich und macht separate Nachweise für Werbungskosten überflüssig.

    Wofür ist der Sparerpauschbetrag gedacht?

    Du kannst den Sparerpauschbetrag für sämtliche Erträge aus Kapitalanlagen geltend machen, die abgeltungsteuerpflichtig sind. Das umfasst ein breites Spektrum an Anlageformen, die für Privatanleger:innen relevant sind. Zu den begünstigten Erträgen zählen:

    • Dividendenausschüttungen von Aktien und Fonds, die du als Anteilseigner:in erhältst
    • Realisierte Kursgewinne beim Wertpapierhandel – also der Gewinn beim Verkauf von Aktien, Anleihen oder anderen Wertpapieren
    • Zinserträge aus Anlagefonds wie ETFs
    • Klassische Sparprodukte: Zinserträge aus Sparverträgen, Bausparverträgen, Sparbüchern sowie Festgeldern

    Diese breite Anwendbarkeit macht den Sparerpauschbetrag zu einem wichtigen Instrument für alle, die ihr Geld in verschiedenen Anlageformen investieren und dabei Steuern sparen möchten.

    Wie hoch ist der Sparerpauschbetrag?

    Der Sparerpauschbetrag ist ein statischer Freibetrag – die Höhe bleibt also immer gleich, unabhängig vom Gesamtwert deiner zu versteuernden Kapitalerträge. Aktuell liegen die Freibeträge für Alleinstehende bei 801 Euro und bei gemeinsam Veranlagten bei 1.602 Euro. Ab 2023 soll der Sparerpauschbetrag auf 1.000 beziehungsweise 2.000 Euro angehoben werden, was eine deutliche Verbesserung für Anleger:innen darstellt.

    Für alle Kapitalerträge, die über diesem Freibetrag liegen, fallen automatisch 25 Prozent Abgeltungsteuer an. Diese wird von den für die jeweilige Kapitalanlage zuständigen Geldinstituten wie Sparkassen oder Banken direkt an das Finanzamt abgeführt.

    💡 Tipp

    Nutze die Möglichkeit, deinen Sparerpauschbetrag auf mehrere Banken und Depots aufzuteilen! Wenn du beispielsweise 500 Euro Dividenden bei Bank A und 300 Euro Zinsen bei Bank B erwartest, stelle entsprechende Teilbeträge als Freistellungsauftrag. So vermeidest du, dass eine Bank zu viel Steuern abführt, während bei der anderen der Freibetrag ungenutzt bleibt.

    Sparerpauschbetrag und Freistellungsauftrag

    Damit das zuständige Geldinstitut nicht zu viel Abgeltungsteuer abführt, musst du unbedingt einen Freistellungsauftrag einrichten. Dadurch weiß deine Bank genau, welche Beträge befreit sind, und führt nur die Steuern auf Kapitaleinkünfte oberhalb des Freibetrags ab. Ohne diesen Auftrag würde die Bank automatisch auf alle Erträge die volle Abgeltungsteuer einbehalten.

    Ein praktisches Beispiel verdeutlicht den Unterschied: Werden bei deiner Kapitalanlage beispielsweise 1.000 Euro an Dividenden ausgeschüttet, führt die Bank ohne Freistellungsauftrag automatisch 250 Euro – also 25 Prozent – an das Finanzamt ab. Liegt jedoch ein Freistellungsauftrag vor, wird der Sparerpauschbetrag in Höhe von 801 Euro sofort auf die zu versteuernde Dividende angewendet. Du zahlst dann nur auf 199 Euro die 25 Prozent Steuern, also lediglich 49,75 Euro. Die Ersparnis liegt in diesem Fall bei über 200 Euro.

    📌 Gut zu wissen

    Die Summe aller deiner Freistellungsaufträge darf den gesetzlichen Höchstbetrag nicht überschreiten! Eine Überschreitung kann zu einem Ordnungswidrigkeitenverfahren führen. Das Finanzamt prüft dies regelmäßig durch automatisierten Datenabgleich. Bei versehentlicher Überschreitung solltest du umgehend eine Korrektur vornehmen.

    Liegen deine Anlagen bei unterschiedlichen Geldinstituten, musst du besonders aufmerksam sein. Jedes Institut benötigt einen eigenen Freistellungsauftrag, und diese dürfen in Summe nicht 801 beziehungsweise 1.602 Euro übersteigen. Das für den Freistellungsauftrag nötige Formular erhältst du direkt bei der jeweiligen Bank oder Sparkasse, bei der du deine Anlage getätigt hast. In der Regel ist die Antragstellung auch bequem online möglich.

    Ein Freistellungsauftrag gilt nach Abgabe jeweils ein Jahr, immer rückwirkend vom 1. Januar bis zum 31. Dezember, und verlängert sich automatisch. Du kannst auch einen befristeten Antrag stellen, wenn du nur für einen bestimmten Zeitraum den Freibetrag nutzen möchtest.

    💡 Tipp

    Überprüfe jährlich im November deine Freistellungsaufträge! Schaue nach, ob die Aufteilung noch zu deinen erwarteten Erträgen passt. Du kannst die Aufträge jederzeit anpassen – nutze diese Flexibilität, um deinen Freibetrag optimal auszuschöpfen. Viele Banken bieten mittlerweile Online-Tools, die dir zeigen, wie viel vom Freistellungsauftrag bereits verbraucht wurde.

    Günstigerprüfung und Nichtveranlagungsbescheinigung

    Bei niedrigen persönlichen Steuersätzen von unter 25 Prozent kann die Abgeltungsteuer nachträglich gesenkt werden. In diesem Fall kannst du zu viel gezahlte Abgeltungsteuer zurückfordern, was sich besonders für Geringverdiener:innen lohnt. Dazu ist der Antrag auf eine Günstigerprüfung beim Finanzamt nötig. Damit wird festgestellt, ob für dich künftig die Einbeziehung von Kapitalerträgen in das zu versteuernde Einkommen oder der direkte Abzug der Abgeltungssteuer günstiger ist.

    Bei Rentner:innen, Student:innen und Kindern können die Erwerbseinkünfte geringer ausfallen als die Kapitalerträge. Liegt das zu versteuernde Einkommen unter dem Grundfreibetrag, entfällt die Abgeltungsteuer komplett. Dafür ist eine Nichtveranlagungsbescheinigung nötig, die vom Finanzamt ausgestellt wird und für drei Jahre gültig ist. Diese Bescheinigung reichst du bei deinen Geldinstituten ein, sodass von vornherein keine Abgeltungsteuer einbehalten wird.

    📌 Gut zu wissen

    Kinder haben einen eigenen Sparerpauschbetrag von 801 Euro! Wenn du für deine Kinder Geld anlegst, solltest du unbedingt ein separates Depot oder Konto auf deren Namen eröffnen. So können sie ihren eigenen Freibetrag nutzen. Beachte aber: Ab etwa 6.000 Euro Kapitalerträgen pro Jahr kann die beitragsfreie Familienversicherung in der Krankenversicherung gefährdet sein.

    ❔ Häufig gestellte Fragen

    Q

    Was passiert, wenn ich keinen Freistellungsauftrag stelle?

    Ohne Freistellungsauftrag führt deine Bank automatisch 25% Abgeltungsteuer plus Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer auf alle Kapitalerträge ab. Du kannst die zu viel gezahlten Steuern aber über die Steuererklärung (Anlage KAP) zurückfordern – das bedeutet jedoch zusätzlichen Aufwand und du musst bis zur Steuererstattung auf dein Geld warten.

    Q

    Kann ich meinen Freistellungsauftrag auch unterjährig ändern?

    Ja, du kannst deinen Freistellungsauftrag jederzeit ändern oder neu aufteilen. Die Änderung gilt dann ab dem Folgemonat. Das ist besonders praktisch, wenn du merkst, dass bei einer Bank der Freibetrag nicht ausgeschöpft wird, während bei einer anderen Bank bereits Steuern abgeführt werden.

    Q

    Gilt der Sparerpauschbetrag auch für Kryptowährungen?

    Nein, der Sparerpauschbetrag gilt nicht für Gewinne aus Kryptowährungen. Diese werden als private Veräußerungsgeschäfte behandelt und unterliegen dem persönlichen Einkommensteuersatz. Allerdings sind Krypto-Gewinne steuerfrei, wenn du die Coins länger als ein Jahr hältst.

    Q

    Was ist der Unterschied zwischen Freistellungsauftrag und Nichtveranlagungsbescheinigung?

    Der Freistellungsauftrag befreit Kapitalerträge bis 801 Euro von der Abgeltungsteuer. Die Nichtveranlagungsbescheinigung befreit alle Kapitalerträge komplett von der Steuer, wenn dein Gesamteinkommen unter dem Grundfreibetrag liegt. Sie ist besonders für Rentner, Studenten und Kinder relevant.

    Q

    Muss ich den nicht genutzten Sparerpauschbetrag zurückzahlen?

    Nein, ein nicht genutzter Sparerpauschbetrag muss nicht zurückgezahlt werden und verfällt am Jahresende. Du kannst ihn auch nicht ins nächste Jahr übertragen. Deshalb ist es sinnvoll, die Freistellungsaufträge so zu verteilen, dass der Betrag möglichst optimal ausgenutzt wird.

    Q

    Wie verteile ich den Sparerpauschbetrag bei Ehepartnern optimal?

    Bei gemeinsamer Veranlagung habt ihr zusammen 1.602 Euro (ab 2023: 2.000 Euro) Freibetrag. Ihr könnt diesen flexibel aufteilen – auch ungleichmäßig, z.B. 1.200 Euro für einen Partner und 402 Euro für den anderen, je nachdem wo mehr Kapitalerträge anfallen. Bei Einzelkonten muss jeder Partner seinen eigenen Freistellungsauftrag stellen.